«Vor der Entdeckung des Hepatitis-C-Virus war es wie Russisch Roulette spielen, wenn man eine Bluttransfusion erhielt», sagte Nils-Göran Larsson vom Nobelpreis-Komitee heute bei der Bekanntgabe der Gewinner in Stockholm.
Bis in die 1980er-Jahre erkrankten viele Empfänger und Empfängerinnen von Blutkonserven später an chronischen Leberentzündungen, auch Hepatitis genannt.
Unbekanntes Virus als Auslöser
Das Perfide daran: Von der Krankheit bemerkte man lange wenig bis nichts, erst nach Jahren oder Jahrzehnten traten Leberschäden oder Leberkrebs auf. Heilbar war die Krankheit damals nicht. Den Patienten blieb nur die Hoffnung auf eine Lebertransplantation.
Mit dieser mysteriösen Leberkrankheit beschäftigte sich Harvey Alter in den 1970er-Jahren. Der junge Arzt arbeitete beim US-amerikanischen Gesundheitsinstitut NIH.
Alters Forschung zeigte, dass es ein noch unbekanntes Virus sein musste, welches die Krankheit auslöste: Wenn er nämlich das Blut von Erkrankten einem Schimpansen spritzte, bekam dieser ebenfalls eine Leberentzündung.
Hepatitis-C-Tests machen Bluttransfusionen sicher
Nun versuchten Scharen von Wissenschaftlern, dem unbekannten Virus auf die Spur zu kommen. Doch alle traditionellen Methoden versagten. Erst nach über zehn Jahren schaffte es ein Team um Michael Houghton von der Pharmafirma Chiron, Stücke des Virus-Erbguts aus dem Blut von infizierten Schimpansen zu isolieren.
Houghton nutze diese neuen Erkenntnisse sofort, um einen Bluttest auf das Hepatitis-C-Virus zu entwickeln. Damit konnten Patienten diagnostiziert und Bluttransfusionen vor der Verabreichung getestet werden. Die Übertragung von Hepatitis C durch Transfusionen konnte so in vielen Teilen der Welt praktisch auf null gesenkt werden.
Der endgültige Beweis: ein geklontes Virus
Eine wichtige Frage war nach wie vor offen: Konnte das Virus allein die Leberkrankheit Hepatitis auslösen? Um dies zu beweisen, stellte das Team von Charles M. Rice ein geklontes Virus her. Doch eine Fähigkeit des Virus macht es schwer fassbar: Es mutiert sehr schnell. Alle Viren, die das Team isolieren kann, sind durch Mutationen so beschädigt, dass sie nicht mehr infektiös sind.
Die Gruppe löste das Problem mit einem Kniff: Sie kombinierte die Genome verschiedener mutierter Viren, um die Fehler zu eliminieren. So lieferten Rice und seine Mitarbeitenden 1997 den endgültigen Beweis, dass das Hepatitis-C-Virus die Leberkrankheit nach Bluttransfusionen auslöste.
Heute gut behandelbar
Die Entdeckungen der drei geehrten Forscher trugen dazu bei, dass effektive Therapien gegen das Hepatitis-C-Virus entwickelt werden konnten. Diese haben aber ihren Preis: Moderne Hepatitis-C-Medikamente können Zehntausende Franken pro Jahr kosten – für Erkrankte in Entwicklungsländern unerschwinglich.
Zudem wird Hepatitis oft nicht diagnostiziert, bis es zu spät ist, und nur noch eine Lebertransplantation helfen könnte. So sterben noch immer 400’000 Menschen pro Jahr an den Folgen von Hepatitis C.