Für die Psychologin Christina Röcke von der Universität Zürich ist das vom russischen Programmierer Alexei Paschitnow entwickelte Klötzchenspiel «Tetris» als Gehirntraining zu einseitig. «Spielen als Gedächtnistraining ist sicher besser als nichts tun», sagt die Psychologin. «Aber Computerspiele, die viele verschiedene Anforderungen an den Spieler stellen, sind besser.»
Fordert ein Spiel gleichzeitig die Erinnerung, das räumliche Vorstellungsvermögen, das Orientierungsvermögen, das Reaktionstempo, das Handeln und Unterdrücken von Handlungen in einem Spiel, ist das Gehirn stärker gefordert.
Transfer-Effekt ist schwierig zu erzielen
Mit den Spielen verhält es sich wie mit dem Gedächtnistraining: Macht man es regelmässig, verbessert sich die Leistung. Bis heute konnte die Wissenschaft allerdings keinen sogenannten «Transfer» auf andere Gebiete feststellen: Wenn man eine bestimmte Aufgabe trainiert, heisst das noch lange nicht, dass man danach eine andere, ähnliche Aufgabe besser löst. Wer also Gedächtnistraining macht, verbessert beispielsweise nicht automatisch seine mathematischen Fähigkeiten.
Eine britische Studie zeigte beispielsweise, dass bei gesunden Erwachsenen «Gehirnjogging» nichts bringt. In einer sechswöchigen Online-Studie trainierten 11'430 Teilnehmer dreimal pro Woche mindestens zehn Minuten pro Tag Aufgaben, wie sie sich auch in den gängigen Hirntrainings-Spielen finden – Kurzzeitgedächtnis, Aufmerksamkeit oder Rechenaufgaben.
Die Teilnehmer verbesserten sich zwar in jeder der einzelnen Aufgaben. Es fand sich aber kein Beweis, dass sie nach dem Training ähnliche Aufgaben besser lösen konnten. Allerdings: An der Studie nahmen keine Kinder, ältere Menschen oder Patienten in der Therapie teil. Hier konnten Studien bereits positive Effekte von Gehirntrainings nachweisen – insbesondere gegen Demenz zeigte sich durchaus ein Nutzen.
Abwechseln und Spass haben
Christina Röcke empfiehlt Abwechslung: «Wichtig ist, dass ein Spiel Spass macht und dass man variiert» – also zwischen verschiedenen Computerspielen abwechselt, mal ein Sudoku löst, ein Kreuzworträtsel macht oder eine Patience legt.
Wer kein Faible für Gedächtnisübungen und Spiele hat, kann sein Denkorgan auch einfach durch Erlernen von Sprachen oder eines Musikinstruments fit halten. Hauptsache, das Gedächtnis wird spielerisch und lustvoll trainiert.