Gesteigertes Selbstvertrauen, Sorglosigkeit und Euphorie: Wer Opioide missbraucht, tut dies oft wegen des Highs. Dieses entsteht, weil Opioide im Gehirn an Opiatrezeptoren binden. Doch wenn man Opioide regelmässig einnimmt, gewöhnt sich der Körper regelrecht daran: Es kommt zu einer körperlichen Abhängigkeit und manchmal auch zu Sucht.
Opioide machen körperlich abhängig …
«Das Abhängigkeitspotenzial ist ziemlich hoch, gerade bei den starken Opioiden», sagt Philip Bruggmann, Co-Chefarzt für Innere Medizin am Arud Zentrum für Suchtmedizin in Zürich. Bei einer Abhängigkeit hat sich der Körper so sehr an die künstliche Aktivierung der Opiatrezeptoren im Körper gewöhnt, dass ein Entzugssyndrom auftritt, sobald man keine Opioide mehr einnimmt.
«Danach sind die Zellen mit Opiatrezeptoren hyperaktiv, wenn man so möchte», erklärt Professor Christian Lüscher, der an der Universität Genf zu Sucht forscht. Es treten dann Symptome auf, die gegensätzlich zur akuten Substanzwirkung sind. Unter anderem kann es zu Schmerzen, Durchfall und einem gereizten und schlecht gelaunten Gemütszustand kommen.
… und manchmal machen Opioide auch süchtig
Sobald man aufhört, Opioide einzunehmen, ist die Abhängigkeit bereits nach einigen Tagen überwunden. Doch es gibt auch Menschen, die während der längeren Einnahme von Opioiden eine Sucht entwickeln. Denn Opioide können, ebenfalls über die Opiatrezeptoren vermittelt, die Dopaminausschüttung im Belohnungszentrum unseres Gehirns befeuern. Das wiederum führt zu einer Verhaltensverstärkung, wodurch süchtige Personen ein nahezu unwiderstehliches Bedürfnis verspüren, diese Substanzen weiter einzunehmen.
Doch nicht alle, die Opioide einnehmen, werden auch süchtig. Ob man süchtig wird, hängt unter anderem davon ab, in welcher psychischen Verfassung man sich gerade befindet und ob man genetisch zu einer Sucht neigt.
Dennoch werden Opioide auch als Medikamente eingesetzt
Abhängigkeit und Sucht sind aber nur die unerwünschten Begleiterscheinungen von Substanzen, die eigentlich als Medikamente gedacht sind. Professor Christian Lüscher der Universität Genf formuliert es so: «Pharmakologische Substanzen gehen überall im Körper hin: Man hat die gewünschten Effekte, aber immer auch die Nebenwirkungen».
Im Fall der Opioide liegt das daran, dass sich die Opiatrezeptoren an vielen Stellen unseres Körpers befinden. Das zeigen die vielseitigen Effekte dieser Substanzen: Opioide helfen gegen Schmerzen, weil sie die Weiterleitung von Schmerzreizen im Rückenmark und Hirnstamm blockieren.
Die Verstopfungen, die häufig als Nebenwirkung auftreten, werden hingegen durch die Aktivierung von Opiatrezeptoren im Darm ausgelöst. Und die typische Pupillenverkleinerung (sogenannte «Stecknadelpupillen») durch Opioide, kommt durch die Aktivierung von Opiatrezeptoren in dem Hirnareal zustande, welches die Pupillengrösse steuert.
Opioide können also in ganz unterschiedlichen Körper- und Hirnregionen zu Reaktionen führen – gewollte und ungewollte.