Dass unsere Grossmütter Hirse für schönes Haar assen, verwundert nicht. «Früher haben die Leute mehr als heute auf ihre Gesundheit geachtet. Einen Arzt konnte man sich schlicht nicht leisten», sagt Maja Dal Cero. Sie ist Ethnobotanikerin und Ethnomedizinerin. Sie untersucht also die Wirkung von Pflanzen auf den Menschen beziehungsweise ihre Wirkungsweise in der Medizin.
Heute geht es weniger um Gesundheitsfragen als um Selbstoptimierung, gerade durch Ernährung – deshalb sollte die Hirse ruhig wieder vermehrt auf unseren Tellern landen.
Hirse: Superfood
Nur schon die Farbe der Goldhirse weist auf ihren Inhalt hin, sie ist reich an Beta-Carotin, eine Vorstufe des Vitamin A. «Sie ist auch eine gute Eisen- und Magnesiumquelle und damit gut für die Blutbildung», sagt Stéphanie Bieler von der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung (SGE). Damit das Eisen vom Körper besser aufgenommen werden kann, sollte sie mit Vitamin-C-reichen Lebensmitteln kombiniert werden.
Verdrängt wurde die Hirse durch Weizen, Kartoffeln und Roggen. «Früher assen wir Brei, mit der Entdeckung der neuen Welt und dem Weizen assen wir plötzlich Brot», sagt Dal Jero. Dabei wäre die Hirse ein vielfältiges Lebensmittel: «Als Porridige oder Flocken zum Frühstück, als Hirsotto eine gute Alterative zu anderen Stärkebeilagen wie Teigwaren, Polenta oder Kartoffeln», sagt Stéphanie Bieler von der SGE. Hirse ist zudem glutenfrei und deshalb eine ideale Abwechslung für Menschen mit Zöliakie.
«Das fröhliche Getreide»
In der Volksheilkunde wird die Hirse bei Bindegewebsschwäche, Erkrankungen der Gefässe, Gelenkbeschwerden, Verdauungsbeschwerden, Krampfadern, bei Vergesslichkeit und Müdigkeit eingesetzt. Auch jahreszeitlich bedingte Verstimmungen soll sie lindern. Im Mittelalter nannte man sie deshalb «das fröhliche Getreide». Laut Dal Cero ist es logisch, dass die Hirse bei so vielen Beschwerden helfe: «Der hohe Kieselsäuregehalt der Hirse lindert alle diese Beschwerden», sagt die Ethnomedizinerin.
Auch deshalb assen unsere Grossmütter sie für schönere Haare: «Die Kombination des hohen Eisen- und Kieselsäuregehaltes trägt zu einem gesunden Wachstum von Haaren und Nägeln beiträgt», so Dal Jero. Der Nachweis, dass Kieselsäurepräparate – oft auch Kieselerde genannt – sich positiv auf die Haarqualität auswirken ist in verschiedenen Studien nachgewiesen worden.
Bei erblich bedingtem Haarausfall ergab eine Studie der Universität Karlsruhe Hinweise, dass eine Kombination von Hirse mit Proanthocyanidinen, Sägepalmenextrakten, Aminosäuren und Vitaminen wie Biotin/Niacin, effektiv helfen könnte. Für eine Empfehlung reiche der nachgewiesene Effekt allerdings noch nicht.