In der Schweiz erkranken jedes Jahr über 35'000 Menschen neu an Krebs, rund 15'000 sterben daran. Jede dritte Person ist im Laufe ihres Lebens von einer Krebserkrankung betroffen. Und weil wir immer älter werden, wird die Zahl der Neuerkrankungen in den kommenden Jahren noch steigen.
50 Prozent der Krebsleiden lassen sich heute erfolgreich bekämpfen. Und dank besserer Therapien leben wir auch länger mit Krebs. Immer zentraler wird die Frage nach der Lebensqualität: Oft fühlen sich Patienten nach einer schulmedizinischen Krebs-Therapie schwach, alleine gelassen - einfach schlecht. In komplementären Ansätzen suchen sie Unterstützung und Hilfe. Diesen Trend machen sich nun vermehrt auch Schulmediziner zu Nutzen und setzen begleitend auf massgeschneiderte Sport-Therapien, Misteltherapie, Akupunktur, gesunde Ernährung und künstlerische Therapien für Krebskranke.
Begleitend, nicht anstatt
Wichtig ist die Unterscheidung von komplementären und alternativen Anwendungen. Ein seriöser Mediziner wird keine Behandlung als «entweder oder» (alternativ) verschreiben, sondern immer «sowohl als auch» - eben begleitend zu den schulmedizinischen Therapien.
Komplementäre, also begleitende Behandlungsmethoden können vor, während und nach einer notwendigen klinisch-onkologischen Krebstherapie eingesetzt werden. Sie sind in der Lage, die Lebensqualität zu verbessern. Sie unterstützen das Immunsystem. Sie vermindern Nebenwirkungen von klinischen Therapien. Die Rehabilitation nach einer Chemo-Strahlentherapie und Operation kann durch ihre begleitende Anwendung schneller und erfolgreicher sein.
Auch an der Lukas Klinik in Arlesheim ist die Schulmedizin die Basis des Behandlungskonzeptes. Alle dort tätigen Ärzte sind ausgebildete Schulmediziner, zum Teil Fachärzte. Der Gedanke, dass die Schulmedizin nicht alles ist, ist dennoch stark verankert. Komplementärmedizinische Massnahmen werden als Ergänzung zum Therapie-Programm stets ebenfalls empfohlen.
Mit Studien belegt ist die Wirksamkeit in Bezug auf eine gesteigerte Lebensqualität bei Angeboten wie Misteltherapie, Mal- und Musiktherapie aber auch bei der Bewegungstherapie Heileurhythmie. Verlässliche Doppelblind-Studien zur Wirksamkeit in Bezug auf den Verlauf der Krebserkrankung selbst existieren bis dato nicht.
Sport ist gesund
Sport oder vermehrte körperliche Aktivität im Allgemeinen können sich in Zusammenhang mit Krebserkrankungen in drei verschiedenen Bereichen positiv auswirken:
- Diverse Studien haben für bestimmte Krebsarten wie z.B. Dickdarmkrebs und Brustkrebs gezeigt, dass regelmässige körperliche Aktivität das Risiko an Krebs zu erkranken, reduziert.
- Sport kann, wenn eine Krebskrankheit schon einmal aufgetreten ist, das Rückfallrisiko vermindern.
- Sport verbessert als unterstützende Massnahme im Rehabilitationsprozess die Lebensqualität und Leistungsfähigkeit.
Zu empfehlen sind insbesondere Ausdauersportarten wie Wandern, Nordic Walking, Joggen, Velofahren, Schwimmen etc. Das Sportprogramm sollte aber auch Kräftigungs-, Beweglichkeits- und Koordinationsübungen enthalten. Als Faustregel für die «Sportdosis» gilt: Mindestens dreimal pro Woche eine Stunde Walking oder viermal pro Woche 30 Minuten Joggen. Mehr ist meistens sinnvoll, es muss aber immer und vor allem noch Spass machen.
Am Regionalspital in Thun läuft derzeit das Krebs-Projekt «Wieder Tritt fassen», das mehr Sport ins Therapie-Programm integriert.
Krebs ist auch eine Alterserscheinung
Krebszellen entstehen, wenn sich bestimmte Gene so verändern, dass sich die Zellen unkontrolliert vermehren. Warum eine normale Zelle plötzlich zur Krebszelle wird, lässt sich in den meisten Fällen nicht feststellen. Es gibt aber Faktoren, die das Risiko für die Entstehung von Krebs erhöhen. Etwa Tabakrauch, giftige Chemikalien, die UV-Strahlung der Sonne oder Alkohol. Auch eine unausgewogene Ernährung, Übergewicht und Bewegungsmangel können das Risiko für einzelne Krebsarten erhöhen.
Bis zu zehn Prozent der Krebsfälle sind auf erbliche Veranlagung zurückzuführen. Die meisten Krebserkrankungen kommen bei älteren Menschen häufiger vor – Krebs ist also auch eine Alterserscheinung.