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Pilzgenuss ohne Reue
Aus Puls vom 16.09.2013.
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Sicher durch die Pilz-Saison Giftpilz oder geniessbar? Tipps fürs Sammeln und Zubreiten

Pilzvergiftungen lassen sich vermeiden, wenn im Wald und in der Küche einige wichtige Punkte beachtet werden.

Wer nicht riskieren will, dass seine gesamten Funde im Kompost landen, sollte die Pilze nach Arten getrennt sammeln. Denn schon ein einziger grüner Knollenblätterpilz im Korb kann bewirken, dass alle anderen gesammelten Pilze nicht mehr verzehrt werden dürfen. Die vier auffälligsten Giftpilze der Schweiz:

  • Satansröhrling
  • Fliegenpilz
  • Spitzgebuckelter Rauhkopf
  • Knollenblätterpilz

Als Sammelbehälter eignen sich Körbe am besten. Den Korb allenfalls mit zugeschnittenem Karton in Fächer einteilen oder mit Früchteschalen aus dem Grosshandel auslegen. Keine Plastiksäcke verwenden. In ihnen können die Pilze nicht atmen und sie zersetzen sich schneller. Zersetzungsprodukte wie zum Beispiel Putreszin, Kadaverin und Histamin können zu gravierenden Vergiftungen führen.

Achtung, Doppelgänger

Einige wohlschmeckende Pilzarten haben Doppelgänger, die man nicht essen sollte. Der filzige Gelbfuss (essbar) zum Beispiel wird oft mit dem spitzgebuckelten Rauhkopf (giftiger Blätterpilz) verwechselt. Der Anis-Champignon, ein beliebter Speisepilz, sieht dem Karbol-Champignon (giftig) sehr ähnlich. Und wer den wohlschmeckenden Frauentäubling mit dem Knollenblätterpilz (giftig) verwechselt, wird dies nach dem Essen unangenehm zu spüren bekommen.

Der beste Schutz: Sich gefährliche Doppelgänger genau ansehen und im Zweifelsfall einen Fund lieber stehen lassen. Und: Die Ausbeute des Ausflugs immer von Pilzkontrolleuren überprüfen lassen!

Die Erfahrung zeigt: Erfahrene Pilzsammler erleiden öfter Pilzvergiftungen als unerfahrene, weil letztere nicht blind auf ihr Wissen vertrauen und ihre Pilze kontrollieren lassen. Pilzkontrollstellen gibt es überall in der Schweiz. Die Schweizerische Vereinigung amtlicher Pilzkontrollorgane verfügt über eine Liste aller amtlichen Pilzkontrollstellen.

Frisch, nicht roh und nicht zu viel

Bei der Zubereitung von Pilzen sollte man auf Folgendes achten:

  • Pilze möglichst frisch verarbeiten – und nur mit Pinsel putzen. Nicht mit Wasser waschen, sonst verlieren sie ihr Aroma.
  • Wildpilze auch nicht roh essen, denn viele enthalten hitzelabile Gifte, die erst beim Kochen verschwinden.
  • Wildpilze nur als Beilage verwenden. Sie nehmen nämlich kleinste Mengen schädlicher Stoffe auf, sind schwer verdaulich und müssen darum massvoll genossen werden.

Gewisse Pilzarten werden unverträglich, wenn man sie in Kombination mit Alkohol konsumiert. Dazu gehören der Faltentintling, der Ochsenröhrling und der netzstielige Hexenröhrling. Zusammen mit Alkohol lösen sie Hautrötungen, Übelkeit und Erbrechen aus, manchmal sogar einen Kreislaufkollaps.

Schuld daran ist das in den Pilzen vorhandene Coprin. Da es nur langsam im Körper abgebaut wird, lässt man besser auch zwei bis drei Tage nach dem Genuss dieser Pilze noch die Finger vom Alkohol.

Je später die Wirkung, desto gefährlicher

Wirklich tödlich sind nur ganz wenige Pilze. Alle Knollenblätterpilze gehören dazu und die Rauhköpfe. Die haben es in sich: Knollenblätterpilze zerstören die Leber, Rauhköpfe die Nieren. Beiden gemeinsam: Die Wirkung tritt erst nach mehreren Stunden oder gar Tagen und Wochen auf.

Beim Knollenblätterpilz bemerkt man die Vergiftung nach zehn bis zwölf Stunden, wenn die Leber bereits geschädigt ist. Das Nierengift der Rauhköpfe braucht sogar Tage bis Wochen, bevor sich die Symptome der Vergiftung zeigen. Dann ist es meist zu spät.

Mögliche Symptome bei Pilzvergiftungen:

  • Gesichtsrötung
  • Schwitzen
  • Kopfschmerzen
  • Bauchschmerzen, Krämpfe
  • Erbrechen
  • Durchfall
  • Blutdruckabfall
  • Verminderte Urinausscheidung
  • Verlangsamter Herzschlag
  • Bewusslosigkeit

Verdacht auf Pilzvergiftung – was tun?

Besteht der Verdacht auf eine Pilzvergiftung, sollte man Pilzreste und Erbrochenes verpacken und sich so schnell wie möglich ins Krankenhaus begeben. Sind Pilzrückstände aus Rüstabfällen nicht deutlich erkennbar, müssen Pilzvergiftungen mikroskopisch bestimmt werden. Sind gar keine Rüstabfälle, Speisereste oder Erbrochenes der gegessenen Pilze mehr vorhanden, wird es schwierig. Dann muss die Art der Vergiftung anhand der Befragung des Patienten und der Symptome bestimmt werden. Auch kann Urin, Magenspülflüssigkeit oder Stuhl analysiert werden.

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Nichts riskieren beim Pilze-Suchen
aus Ratgeber vom 18.08.2015. Bild: Keystone
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Ob und was für eine Vergiftung vorliegt, wird im Notfall vom behandelnden Arzt untersucht. Weil Ärzte die verschiedenen Pilze oft nicht gut genug kennen, wird in Zusammenarbeit mit dem toxikologischen Informationszentrum ein Spitaldiagnostiker vermittelt. Das sind speziell ausgebildete Pilzkontrolleure, die vom Spital beigezogen werden können. Es gibt rund 50 davon in allen Regionen der Schweiz.

Das Schweizerische toxikologische Informationszentrum ist die nationale Anlaufstelle für Pilzvergiftungen. Die meisten Pilzvergiftungen geschehen durch Verwechslung mit essbaren Pilzen durch Pilzsammler. Diese Fälle treten saisonal gehäuft auf (September, Oktober). Man unterscheidet heute rund 18 verschiedene Pilzvergiftungs-Syndrome. Aufgrund der Symptomatik können bei Pilzvergiftungen drei grosse Gruppen unterschieden werden:

  • Vergiftungen mit Magendarm-Symptomen (weitaus am häufigsten)
  • Vergiftungen mit neuropsychiatrischen Symptomen
  • Vergiftungen mit anderen Symptomen.

Je nach Situation kann der Arzt folgende Massnahmen zur Behandlung treffen:

  • Verabreichung von Aktivkohle zur Bindung der giftigen Substanzen
  • Flüssigkeitszufuhr
  • Magenspülung
  • Medikamentöse Behandlung
  • Duodenalsonde (Schlauch im Zwölffingerdarm) zum kontinuierlichen Absaugen der Galle
  • Bei schwerer Leberschädigung: Lebertransplantation als letzte Möglichkeit

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