Snus hat in Schweden Tradition und erlebt gleichzeitig ein Revival. Fast 30 Prozent der schwedischen Bevölkerung klemmt sich den Tabak nicht als Zigarette zwischen die Lippen, sondern im Beutelchen hinter die Oberlippe.
Hier entfaltet der Tabak seine Wirkung. Das Nikotin gelangt via Mundschleimhaut ins Blut und von dort ins Gehirn, wo es anregt und gleichzeitig beruhigt. Etwas langsamer zwar als mit Lungenzügen, aber doch schnell genug, um die Nikotinabhängigkeit zu befriedigen.
Schweden lässt das Rauchen, aber nicht den Tabak
Weil in Schweden immer häufiger gesnust als geraucht wird, überquert das Land im Norden wohl bald die Schwelle zur rauchfreien Welt. Rauchfrei darf sich ein Land nennen, wenn die Zahl der Raucherinnen unter fünf Prozent fällt. Gesundheitlich ist das gut so. Tabak bleibt zwar Tabak und das Nikotin verliert sein Suchtpotenzial nicht, nur weil es im kleinen Beutel statt im gerollten Papier daherkommt. Aber Rauchen ist sehr viel schädlicher.
Snus-Forschung zeigt Risiken, aber weit geringere
Bei Snus sieht das Krankheits- und Sterberisiko anders aus. Übersichtsstudien zeigen zwar, dass ein hoher Snus-Konsum mit Diabetes und dem metabolischen Syndrom vergesellschaftet sein kann. Aber die Daten sind nicht ganz schlüssig und ein Überblick ist noch schwierig – vor allem, was die Langzeitfolgen angeht. Dazu gibt es erst prospektive Studien. Also solche, die im Jetzt errechnen, was in Zukunft geschehen könnte.
Eine grossangelegte Untersuchung ergab beispielsweise, dass das Sterberisiko von Snusern in Schweden etwa 30 Prozent höher sein könnte als jenes von Menschen, die keinen Tabak konsumieren. Das Risiko steige mit der Dauer des Gebrauchs, aber nicht mit der wöchentlichen Dosis.
Soweit die Prognosen für die Zukunft. Was sich jedoch heute schon klar zeigt, sind Probleme mit der Mundgesundheit. Snuskonsum kann zu Veränderungen der Mundschleimhaut führen und zu Zahnfleischentzündungen, an den Stellen, wo das Tabak-Beutelchen gewöhnlich platziert wird. Diese Effekte verschwinden aber in der Regel, wenn man das Snusen lässt.
Schwedens Einsatz für seine Tradition lohnt sich
Alle bisherigen statistischen und epidemiologischen Daten zeigen: Der Konsum von Snus verringert die gesundheitlichen Risiken Nikotinabhängiger signifikant. Daten der Weltgesundheitsorganisation WHO belegen, dass Schweden weltweit die niedrigste Todesrate hat im Zusammenhang mit Tabakkonsum und die geringste Anzahl Männer, die an Lungenkrebs erkranken.
Es scheint sich zu lohnen, dass Schweden sich für seine Tradition eingesetzt hat. Beim Eintritt in die EU hat es sich den legalen Verkauf von Snus erstritten. Im Rest der EU ist der Handel mit Snus verboten. Und in der Schweiz? Hier ist der Verkauf nach längerem Hin und Her erlaubt. Das hat das Bundesgericht vor genau drei Jahren entschieden.