Der Bruch des Schlüsselbeins ist eine häufige Verletzung, die infolge eines Sturzes auf die Schulter auftritt. Besonders betroffen sind Sportler, die sturzgefährdende Sportarten (Rad, Ski, Fussball) ausüben. Unfallchirurgien beobachten eine starke Zunahme von Schlüsselbeinbrüchen in den letzten zehn Jahren.
Im Gegensatz zu früher werden heute etwa 25 Prozent der Frakturen operiert (damals ca. fünf Prozent). Das liegt an Fortschritten bei den Implantaten, aber auch daran, dass eine Verkürzung des Schüsselbeins bei konventioneller Behandlung (Ruhigstellen, Rucksackverband) dem Patient Beschwerden verursacht.
Stabilisierung bei nichtoperativer Behandlung
Für verschobene Schlüsselbeinbrüche ist eine Operation derzeit das bevorzugte Verfahren. Wird der Schlüsselbeinbruch nicht operativ behandelt, muss die Schulterpartie vier bis sechs Wochen ruhiggestellt werden. Dazu gibt es mehrere Varianten:
- Der Rucksackverband versucht das Schlüsselbein zu richten (was er aber wissenschaftlich betrachtet nicht tut – die ausgeheilten Schlüsselbeine sind in der gleichen Stellung wie bei der Verletzung), wirkt mässig schmerzlindernd, ist umständlich zu tragen, muss nachgespannt werden, erlaubt die freie Armbewegung. Unsachgemäss angelegt schadet er mehr als er nützt, da er auf die Fraktur drücken und Schmerzen auslösen kann.
- Orthopädische Weste (Orthogilet): Mit einem Verband um Brustkorb und Arm erreicht man die beste Ruhigstellung des Schlüsselbeines und somit auch die beste Schmerzlinderung. Nachteil: Keine Schulter- oder Armbewegung möglich. Wird gerne in der Akutphase nach Unfall verordnet. Hat keinen Einfluss auf die Frakturstellung.
- Armschlinge: Einfach und angenehm zu tragen, erlaubt eine gewisse Schulterbeweglichkeit sowie eine Ellenbogenbeweglichkeit. Wird bei konservativer Therapie nach etwa 2 Wochen verordnet oder direkt nach einer Operation. Hat keinen Einfluss auf die Frakturstellung.
Grundsätzlich sind bei der konserativen Therapie eines Schlüsselbeinbruchs die Nachbahndlungs-Richtinien des behandelnden Arztes zu beachten, die auf den individuellen Fall abgestimmt sind. Die folgenden Angaben entsprechen einer durchschnittlichen Nachbearbeitung.
Ruhigstellungsphase
ca. 4 Wochen (Schlinge oder Rucksackverband)
- Ziele: Fraktur schützen, Muskulatur lockern, Schulter-, Ellbogen- und Handgelenk beweglich halten
- Limiten: keine Gewichte tragen über 2 kg; unterstütze Bewegungen ohne Schmerzen bis maximal zur Horizontalen (90° im Schultergelenk); Bewegungen zur gegenüberliegenden Schulter nicht forcieren
- Physiotherapie einmal pro Woche, persönliches Übungsprogramm (Beispielübung unten)
Mobilisationsphase
ab ca. 5. Woche (Schlinge oder Rücksackverband kann weggelassen werden)
- Ziele: Beweglichkeit des Schultergelenkes/ des ganzen Schultergürtels verbessern, Muskelaktivierung unterhalb der Horizontalen
- Limiten: Bewegungen auch oberhalb der Horizontalen bis zur Schmerzgrenze, zunehmende Gewichtsbelastung unterhalb der Horizontalen auch über 2 kg
- Physiotherapie einmal pro Woche, persönliches Übungsprogramm (Beispielübung unten)
Trainingsphase
ab ca. 7. Woche
- Ziele: volle Funktion bezüglich Bewegungskontrolle, Kraft und Beweglichkeit
- Limiten: bei gutem Verlauf keine, schrittweise Belastungssteigerung
- Physiotherapie ein- bis zweimal pro Woche, persönliches Übungsprogramm (Beispielübung unten)