Wissenschaftler vom Zentrum für Musiktherapie-Forschung in Heidelberg haben jetzt eine Methode entwickelt, die Tinnitus-Geplagte endlich von ihrem Leiden befreien soll – und zwar durch Singen und Summen.
Bislang gibt es kein zuverlässiges Heilmittel für das Ohrengeräusch – nur verschiedene Ansätze, die dem einen Patienten helfen, dem anderen nicht. Und so bleibt vielen nicht viel anderes übrig als mit der Dauerbeschallung im Ohr zu leben.
Den richtigen Ton treffen
Das Problem: Menschen mit Tinnitus hören plötzlich bestimmte Töne nicht mehr. Doch das Gehirn kennt diese Töne, es erwartet sie. Die hyperaktiven Nervenzellen versuchen, sie durch «lauter drehen» wieder herzustellen – und zwar dauerhaft. Das Ohr gaukelt also den bekannten, aber nicht mehr hörbaren Ton nach, und es kommt zum dauerhaften Piepen, Rauschen oder Brummen.
Die Heidelberger Forscher versuchten, das Ohr auszutricksen: In der fünftägigen Neuro-Musiktherapie lernten die Patienten, einen Ton mittels Summen oder Singen zu produzieren, der ganz knapp unter dem Ton ihres Tinnitus liegt. Danach übten sie drei Monate lang.
Im Magnetresonanztomographen konnten die Wissenschaftler zeigen, dass sich die Gehirnstruktur schon nach fünf Tagen verändert hatte: Das Hirngewebe im Gehörkortex organisierte sich neu – genau der Bereich, der unter dem Tinnitus leidet. 80 Prozent der Patienten fanden nach der Musiktherapie ihren Tinnitus nicht mehr so quälend. Acht Prozent von ihnen wurden ihn sogar ganz los.