Für die Heilung von Hautverletzungen spielen Fibroblasten, also bewegliche Bindegewebszellen, eine entscheidende Rolle. Wie schnell der Heilungsprozess voranschreitet, hängt vom Aktin ab. Dieses Protein lässt Zellen in das verletzte Gewebe einwandern und dort feste Zellkontakte bilden. Forscher vom Medical Research Council in Cambridge konnten bei Mäusen nachweisen, dass diese während der Wachphase viel mehr Aktin produzierten als während der Ruhephase.
«Wir haben erstmals gezeigt, dass die innere Uhr in jeder einzelnen Hautzelle darüber entscheidet, wie effektiv die Zellen auf Verletzungen reagieren», sagt John O'Neill, einer der beteiligten Wissenschaftler. «Vielleicht hat die Evolution beim Menschen dazu geführt, dass Wunden während des Tages schneller heilen als nachts, weil die Gefahr von Verletzungen tagsüber grösser ist.» In sämtlichen Zellen von Menschen und Tieren ticken innere Uhren, die durch spezielle Hirnzellen synchronisiert werden. Das bewirkt einen an den natürlichen Tag-Nacht-Wechsel angepassten Wach-Schlaf-Rhythmus.
Auch Organe haben einen Tag-Nacht-Rhythmus
Zudem entwickelt aber auch jedes Organ des Körpers einen eigenen sogenannten circadianen Rhythmus seiner Funktion. Diese Tagesrhythmen beruhen auf speziellen Genen, deren Aktivität im Lauf von etwa 24 Stunden regelmässig steigt und sinkt. Dadurch schwanken auch die Konzentrationen der von diesen Genen kodierten Proteine und anderer Stoffwechselprodukte.
Ihr Forschungsergebnis aus Zellkulturen konnten die Forscher schliesslich auch am Menschen bestätigen, indem sie medizinische Daten von 118 Patienten mit Verbrennungen auswerteten. Entstanden die Brandwunden nachts, benötigte die Heilung im Schnitt 28 Tage. Tagsüber erlittene Verletzungen gleicher Schwere dauerten nur 17 Tage, bis sie zu 95 Prozent verheilt waren.
Diese neue Erkenntnis könnte helfen, die Wundheilung von Patienten nach einer Operation zu verbessern, schreiben die Forscher im Fachblatt «Science Translational Medicine».