Ohne schmeckt vielen das Essen nicht, kaum einem Küchenschrank fehlt es: Salz. Für Erwachsene empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation WHO den Verzehr von höchstens fünf Gramm pro Tag. Denn ein langfristig zu hoher Salzkonsum kann negative Auswirkungen auf den Blutdruck haben – vor allem bei Menschen, die «salzsensitiv» sind.
Salzsensitivität lässt sich schwer bestimmen
Schätzungen zufolge betrifft das rund ein Drittel der Bevölkerung. Bei ihnen schiesst der Blutdruck nach dem Konsum von Salz in die Höhe. Aber nicht alle Salzsensitiven haben Bluthochdruck und nicht alle Menschen mit Bluthochdruck sind salzsensitiv.
Ob jemand salzsensitiv ist, lässt sich nicht mit einem Standard-Test feststellen. Nur aufwendige Urintests und wiederholte 24-Stunden-Blutdruck-Messungen machen eine Diagnose möglich.
Für Urs Stalder, Leiter Nutrimonitoring beim Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV), ist das ein gutes Argument für die bestehende Empfehlung: «Ein massvoller Konsum kommt allen zugute. Die meisten Menschen wissen gar nicht, ob sie salzsensitiv sind. Deshalb macht es für uns Sinn, einen massvollen Salzkonsum für die ganze Bevölkerung zu propagieren.»
Zahlen vom BLV zeigen: Der Salzkonsum ist in der Schweiz in den letzten 12 Jahren von 9.1 Gramm pro Tag auf 8.7 Gramm nur leicht zurückgegangen. Und das sei immer noch zu viel.
Bei Gesunden darf es mehr sein
Isabella Sudano, Leiterin der Hypertonie-Sprechstunde am Universitätsspital Zürich, hält die Empfehlung für zu streng: «Für die meisten Menschen ist es extrem schwierig, diese Restriktion langfristig zu halten.»
Wichtig sei sie aber für Patientinnen und Patienten mit Bluthochdruck. Unumgänglich für Menschen mit Nierenproblemen oder Herzschwäche. Bei gesunden Menschen und bei salzsensitiven Menschen mit einem normalen Blutdruck hingegen sehe es anders aus. Da reiche eine regelmässige Überprüfung des Blutdruckwerts – beim Hausarzt oder zu Hause mit einem handelsüblichen Blutdruck-Messgerät.
Nüsse und viel Gemüse schützen Gefässe
Aber: «Wichtig ist vor allem das Vermeiden anderer kardiovaskulärer Risikofaktoren wie Übergewicht, zu wenig Bewegung oder Nikotinkonsum.» Ausserdem könne eine kaliumreiche Ernährung mit viel Gemüse, Früchten und ungesalzenen Nüssen den Blutdruck positiv beeinflussen. Denn Kalium senkt nachweislich den Blutdruck.
Ausserdem gelte zu bedenken, dass die Blutgefässe mit zunehmendem Alter an Elastizität verlieren und die Anfälligkeit für Salzsensitivität dadurch steigen könne.
Fazit: Gesunde Menschen mit einem Blutdruck im Normbereich müssen es mit dem empfohlenen Zielwert definitiv nicht so genau nehmen.
Spezialsalze sind nicht immer besser
Übrigens: Fleur de Sel, Wüstensalz aus der Kalahari, persisches Blausalz, Rauchsalz oder schwefliges Kala Namak mögen besondere Reinheit oder einen höheren Anteil verschiedener Mineralstoffe, und damit einen positiven Effekt für die Gesundheit, versprechen – doch auch diese Spezialsalze bestehen meist zu rund 98 Prozent aus Natriumchlorid. Tafelsalz erfüllt also in den meisten Fällen den Zweck genauso. Und jodiertes Tafelsalz hat den Vorteil, dass ihm lebenswichtiges Jod beigefügt ist. Ein weiterer Vorteil gegenüber den Spezialsalzen.