Laut einer Studie des St. Jude Children's Research Hospital in Memphis können bei einer bakteriellen Infektion während der Schwangerschaft kleine Stückchen der Bakterienhülle bis in den Fetus gelangen und dort das Wachstum von Nervenzellen verändern. Zumindest konnten die beteiligten Forscher dies bei Labormäusen zeigen.
Dass eine Bakterieninfektion das Wachstum von Nervenzellen anregte, hatten die Forscher nicht erwartet: In Kindern und Erwachsenen lösen Pneumokokken-Infektionen das Absterben von Neuronen aus. Zumindest bei den Mäusen war vor der Geburt das Gegenteil der Fall.
Vermehrte Zellteilung
«Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass maternale Infektionen ein Signal auslösen, dass zu Zellteilung und einer Reorganisation der Nervenzellen im sich entwickelnden Gehirn führt», so eine Studienautorin. Eventuell löse das Defekte durch zu grosse Dichte der Neuronen aus.
Unreife Nervenzellen würden über einen bisher unbekannten Signalweg, an welchem das angeborene Immunsystem beteiligt sei, zur Teilung angeregt. Dadurch kam es in einem Bereich des Gehirns, der später für höhere kognitive Funktionen zuständig ist, zu einer Zunahme der Neuronen um 50 Prozent.
Mäuse, die während ihrer frühen vorgeburtlichen Entwicklung einer Bakterieninfektion ausgesetzt waren, schnitten zudem in späteren Tests ihrer Gedächtnis- und Denkfunktionen unterdurchschnittlich ab.
Welches Antibiotikum in der Schwangerschaft?
Gleiches stellten die Forschenden jedoch auch fest, wenn sie die trächtigen Mäusemütter nach der Infektion mit dem Antibiotikum «Ampicillin» behandelten. Dieser Wirkstoff zerstört die Bakterien, so dass Trümmer der Bakterienhülle im Blut und – laut der Studie – schliesslich im Mäuse-Fetus landeten.
Daher stelle sich die Frage, welche Antibiotika am besten bei Infektionen während der Schwangerschaft eingesetzt werden sollten.
Die Wissenschaftler testeten andere Antibiotika, welche die Bakterien abtöten ohne ihre Hülle zu zertrümmern. Bei deren Einsatz konnten die Forscher kein verändertes Nervenzellwachstum in den Mäusen feststellen. Jedoch seien weitere Studien nötig, um die langfristigen Auswirkungen von verschiedenen Antibiotika zu testen.