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Schweizer Impfstoff gegen die Vogelgrippe
Aus Wissenschaftsmagazin vom 03.04.2023.
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Vogelgrippe in der Schweiz Eine Impfung gegen die Vogelgrippe

Schweizer Forschende haben einen Impfstoff entwickelt, der zunächst Wildvögel in Zoos schützen soll.

Die Hühner des Instituts für Virologie und Immunologie in Mittelhäusern (IVI) sehen aus wie normale Hühner. Doch es sind besondere Tiere: «Wir züchten hier unsere eigenen, spezifisch keimfreien Hühner», sagt der Vogelgrippe-Spezialist am IVI, Virologe Gert Zimmer.

Keimfrei müssen die Hühner sein, weil an ihnen im Hochsicherheitslabor des IVI der Impfstoff erprobt wird, den Gert Zimmer und sein Team entwickelt haben: einen neuartigen, genveränderten Vektorimpfstoff gegen das aviäre Influenzavirus H5N1, Auslöser der Vogelgrippe.

Dabei wird ein anderes, harmloses Virus als Vehikel – oder Vektor – benutzt, um Bestandteile von H5N1 in die Tiere zu transportieren und eine Immunantwort auszulösen. Zimmer verwendet als Vektor das vesikuläre Stomatitis-Virus VSV. «Diesem haben wir ein wichtiges Oberflächen-Antigen entfernt und an dessen Stelle das Haupt-Antigen der H5-Viren eingebaut.» Das bewirke einen vollständigen Schutz.

Prinzipiell auch für Hausgeflügel, aber ...

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In China wird Hausgeflügel schon seit 20 Jahren gegen die Vogelgrippe geimpft. Diese Praxis ist in der EU und in der Schweiz verboten. Der Grund: Bei diesen herkömmlichen Impfstoffen kann man nicht unterscheiden, ob ein Tier geimpft oder mit H5N1 infiziert ist. Ein Land, das gegen die Vogelgrippe impft, würde dann als nicht-seuchenfrei gelten und müsste entsprechende Handelsbeschränkungen befürchten.

Der neue Vektorimpfstoff des IVI hingegen schafft die Unterscheidung zwischen Impfung und Infektion: «Das ist möglich, weil der Vektorimpfstoff nur ein einziges Influenza-Antigen enthält, die anderen Antigene aber nicht», erklärt der Virologe und Vogelgrippe-Spezialist Gert Zimmer. Dies mache man sich zunutze, um geimpfte Tiere von infizierten Tieren zu unterscheiden; einfache serologische Tests genügten dazu.

Prinzipiell könnte der Impfstoff des IVI auch für Nutzgeflügel verwendet werden. Vorausgesetzt, das Impfverbot in den europäischen Ländern und in der Schweiz wird irgendwann aufgehoben.

Der Vektorimpfstoff sei in einem Wirtsorganismus nicht vermehrungsfähig, sondern könne nur auf bestimmten Helferzellen im Labor vermehrt werden. Geimpfte Tiere bilden in ihrem Körper trotz genetischer H5N1-Bestandteile kein infektiöses Virus. Sie geben auch keine Viren weiter, wenn sie sich nach der Impfung angesteckt haben. Gert Zimmer: «In unseren Versuchen haben wir geimpfte Tiere, die wir nachträglich mit H5N1 infizierten, mit nicht-geimpften Tieren im selben Käfig zusammengebracht, und es kam zu keiner Ausscheidung von Viren – die nicht-geimpften Tiere waren völlig geschützt.»

Impfung vorerst für Zoos

Auch in anderen Ländern werden neue Impfstoffe gegen H5N1 entwickelt, etwa von Firmen wie Boehringer Ingelheim, CEVA oder Merck Animal Health. Deren Impfstoff-Kandidaten beruhen auf anderen Systemen. Das Projekt aus Mittelhäusern ist das einzige, das VSV-Vektoren einsetzt. Es ist die gleiche Technik, welche die Firma Merck bei ihrem Impfstoff gegen das Ebolavirus verwendet; dieser ist seit 2016 für den Menschen zugelassen und hat sich bewährt.

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Archiv: Schutz vor Vogelgrippe im Zoo Basel
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Für den H5N1-Impfstoff hat das IVI einen Freisetzungsversuch beantragt, um diesen vorerst bei diversen Wildvogelarten in Zoos zu testen. Noch hat das Bundesamt für Umwelt BAFU das Gesuch nicht bewilligt, doch die mitwirkenden Zoos rechnen damit. Auch der Zoo Basel. Der leitende Tierarzt Christian Wenker erklärt: «Wir halten im Zoo Basel rund 70 Vogelarten – darunter weitbekannte Zuchtgruppen etwa bei den Flamingos –, die durch die Vogelgrippe akut bedroht sind.»

Den Impfstoff in die Tiere bringen

Verständlich, dass Christian Wenker «seine» Vögel schützen will, zumal die Tiere leiden, wenn sie wegen der behördlich verordneten Massnahmen dauernd drinnen sind. Wenker plant für die zweite Jahreshälfte eine grosse Impfaktion mit über 600 Vögeln. «Wir müssen jedes einzelne Tier einfangen, um ihm die Impfspritze zu setzen.» Dabei würden sie den Vögeln auch Blut entnehmen und dieses auf Antikörper prüfen. «Nach 35 Tagen wiederholen wir die ganze Prozedur, es braucht also zwei Impfdosen, und nach einem Jahr dann erneut», so der Tierarzt.

Derweil ist man im IVI in Mittelhäusern einen Schritt weiter. Man wisse jetzt, dass der Impfstoff gut funktioniere, sagt Gert Zimmer. Jetzt gehe es um die Frage, wie man ihn in die Tiere bringe. In einem neuen Projekt will seine Gruppe untersuchen, ob sich der Impfstoff über das Trinkwasser oder Augentropfen verabreichen liesse. Das würde die Anwendung vereinfachen.

Wissenschaftsmagazin, 01.04.2023, 12:40 Uhr

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