Die Vogelgrippe bereitet zurzeit vor allem denen Sorge, die Geflügel in Freilandhaltung haben. Immer wieder stecken sich nämlich Hühner, Enten oder Gänse mit dem Vogelgrippevirus an. Nun wächst die Sorge, weil das Virus auch auf Säugetiere überspringen kann. Gertraud Schüpbach, Professorin für Veterinärmedizin an der Universität Bern, ordnet ein.
SRF News: Gertraud Schüpbach, muss man sich Sorgen machen, dass das Virus auch auf Hauskatzen oder Hunde überspringen kann?
Gertraud Schüpbach: Prinzipiell kann das Virus schon auf Hauskatzen und Hunde überspringen. Seit wir 2004 ungefähr das Virus erkannt haben, weiss man, dass sich zumindest Katzen anstecken können. Sie können auch krank werden daran.
Hunde können sich zwar in sehr seltenen Fällen anstecken, werden davon aber in der Regel nicht krank.
Während Hunde sich zwar in sehr seltenen Fällen anstecken können, davon aber in der Regel nicht krank werden. Sie können aber unter ungünstigen Umständen auch ein bisschen Virus ausscheiden.
Seit es die Vogelgrippe gibt, ist die Befürchtung da, dass sich auch der Mensch anstecken könnte. Dies gab es vereinzelt in Asien. Wie gross ist diese Gefahr?
Man macht sich generell bei Influenzaviren Sorgen, dass sie sich an den Menschen anpassen können. Bei H5N1, umgangssprachlich Vogelgrippevirus, war das früher so, dass es für Menschen sehr tödlich war und es in Asien auch viele Ansteckungen gab, die aber alle nur durch sehr, sehr direkten Kontakt mit Geflügel erfolgt sind.
Mit dem neuen Virus gibt es jetzt weniger Infektionen beim Menschen und vor allem viel weniger schwere Infektionen.
Mit dem neuen Virus gibt es jetzt weniger Infektionen beim Menschen und vor allem viel weniger schwere Infektionen. Einzelne kommen immer noch vor. Aber natürlich, je stärker ein Virus zirkuliert, das haben wir bei Covid gesehen, passt es sich auch an. Das heisst, es kann sein, dass irgendwann das Virus wieder mutiert.
Im Moment besteht also am ehesten Gefahr für Hausgeflügel?
Für das Hausgeflügel war das letzte Jahr wirklich ein katastrophales Jahr. Allein in Europa mussten innerhalb von einem Jahr über fünf Millionen Hausgeflügel getötet werden, weltweit waren es über 140 Millionen. Ob das jetzt das Schlimmste ist, darüber kann man debattieren, weil für die Wildvögel ist es unter Umständen noch eine viel grössere Gefahr.
Dort haben Artenschützer sehr, sehr grosse Sorgen, dass einzelne Arten sehr stark dezimiert und sogar bedroht werden könnten durch das Virus, das sich zum Teil in den Brutkolonien ausgebreitet hat.
Bei den Nutztieren ist das einfachste Rezept also, die Tiere drinnen zu behalten?
Leider reicht dieses Konzept nicht. Wenn man nur die Tiere drinnen behält, kann das Virus immer noch eingeschleppt werden – über Schuhe, über Futter, über Kleidung von Besuchern. Man vermutet, dass bei dem neuesten Fall in Zürich Menschen, die Eier gekauft haben, das Virus eingeschleppt haben. Das heisst, es braucht auch eine sehr gute Einhaltung von Hygiene und Biosicherheitsmassahmen.
Die zweite Möglichkeit beim Schutz von Hausgeflügel, die im Moment diskutiert wird, wäre eine Impfung. Es existiert eine Impfung. Weil ja grosse Schäden beim Hausgeflügel vorgekommen sind, könnte es sicher sinnvoll sein, dort eine Impfung einzusetzen.
Das Gespräch führte Ivana Pribakovic.