«Meine Nieren funktionieren nur noch zu zehn Prozent», sagt eine Patientin im Kantonsspital Olten. «Vor gut zwei Jahren stand ich vor der Entscheidung: entweder Dialyse oder sterben. Klar, wozu ich mich entschieden habe.»
«Die Dialyse selber ist nicht anstrengend», erklärt eine andere Patientin, «aber wenn ich abends wieder zu Hause bin, bin ich schon sehr müde. Man muss sich damit abfinden, die Dialyse ist ein Einschnitt ins Leben.»
Künstliche Niere reinigt Blut
Dreimal pro Woche je drei bis vier Stunden kommen diese beiden Patientinnen ins Kantonsspital Olten und warten. Sitzen die Zeit ab, bis ihr Blut gereinigt ist. Bis das Dialysegerät das gemacht hat, was eine funktionierende Niere ununterbrochen tut. Während die künstliche Niere summt und piepst, hören die Patienten Radio, schauen fern, lösen Kreuzworträtsel – oder eben: Sie malen.
Farbtuben statt Stethoskop
Die Maltherapeutin Ursula Hodel stösst ein umfunktioniertes Spitalwägelchen vor sich her. Darauf Farbtuben in allen Regenbogenfarben, Pinsel und Filzstifte anstelle von Stethoskop, Pinzette und Medikamenten. Sie verteilt die angefangenen Bilder an die wartenden Patienten und spricht auch mit denen, die sich (noch) nicht dem Malen widmen wollen.
Für den leitenden Arzt der Dialysestation in Olten, Christian Forster, hat das Malen während der Dialyse mehrere Vorteile: «Möglicherweise sind die Patienten ruhiger, möglicherweise profitieren sie. Wir lernen diese Langzeitpatienten zudem besser kennen und können zum Teil vom persönlichen Gespräch medizinische Informationen ableiten. Aber vor allem: Verlieren die Patienten die Nierenfunktion, verlieren sie auch einen Teil der persönlichen Integrität. Wir wollen ihnen mit diesem Angebot zeigen, dass sie sich immer noch weiterentwickeln können, dass sie nicht stehen bleiben müssen.»
Vom Dialysepatienten zum Künstler
Das Kantonsspital Olten ist nicht die einzige Dialysestation mit einem solchen Angebot. Am Unispital Basel hat Christian Forster bereits ebenfalls gute Erfahrungen damit gemacht. Da wurde er gar schon von einem ehemaligen Patienten zur Vernissage der eigenen Kunstaustellung eingeladen.
«Ich wollte anfangs eigentlich nicht malen. Doch dann hat mich Ursula Hodel überzeugt», sagt die Patientin, deren Nieren nur noch zu zehn Prozent funktionieren. «Es befriedigt mich. Es verkürzt die Zeit hier und das ist ein sehr grosses Plus. Ich freue mich immer!»