Das Fleisch vom Bauern, das Gemüse natürlich saisonal und eine alte, wiederentdeckte Sorte, der Wein vom Winzer im Nachbardorf, die Teigwaren sorgfältig selber produziert: Am Wochenende dient das Kochen und Essen immer mehr Menschen nicht allein der Nahrungsaufnahme – es ist ein Fest der Esskultur und Gemütlichkeit.
Ein Fest, von dem nicht nur die Direktbeteiligten etwas haben sollen: Vom Einkauf bis zum Abwasch wird jede Phase fotografisch festgehalten und jeder Höhepunkt via Facebook Twitter, Instagram breit gestreut. «Foodporn» macht in den sozialen Medien einen beträchtlichen Teil der geteilten Inhalte aus.
Reine Wichtigtuerei? Trendforscherin Mirjam Hauser vom Gottlieb-Duttweiler-Institut sieht darin einen grösseren Zusammenhang – einen Gegentrend zum Megatrend: «Der Megatrend ist, dass wir uns immer mehr unterwegs verpflegen und uns tagsüber immer weniger Zeit nehmen für das Kochen.» Der Alltag ist von Mobilität und Flexibilität geprägt, der berufliche Druck gross und die Mittagspause kurz. «Abends oder am Wochenende nehmen wir uns dann zum Ausgleich umso mehr Zeit, um mit Freunden und Familie Essen zuzubereiten und so richtig zu geniessen.»
Den Moment zelebrieren, Geschmackserlebnisse austauschen, genüsslich fachsimpeln: An diesen Momenten sollen nicht nur die Direktbeteiligten teilhaben. «Häufig wird der Prozess oder das Ergebnis fotografisch festgehalten und auf den sozialen Netzwerken online geteilt – was Kommentare einträgt und Gesprächsstoff mit den dort vertretenen Freunden liefert.»
Was im Internet längst alltäglich ist, könnte künftig auch im realen Leben Änderungen bewirken. Die neue Lust am Kochen und Essen wird vornehmlich von urbanen Menschen der Mittelschicht ausgelebt, die bewusste Konsumenten sind. Eine interessante Zielgruppe für Anbieter, die ihre Läden in «begehbare Kochbücher» verwandeln. Wie das aussehen könnte, skizziert Trendforscherin Hauser im oben nachzuhörenden «À Point».
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