Die Arktis wird noch immer als unberührte Wildnis wahrgenommen. Doch das entspricht längst nicht mehr der Realität.
Die globale Plastikflut hat inzwischen auch alle Bereiche des Nordpols erreicht, wie eine aktuelle Studie des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts (AWI) zeigt. Den Forschenden zufolge finden sich hohe Konzentrationen von Mikroplastik im Wasser, an unbewohnten Stränden und in Eis und Schnee. Ein Grossteil des Abfalls stammt aus der Fischerei.
Zu den Auswirkungen auf die arktischen Meeresorganismen gibt es bisher nur wenige Studien – doch gefressenes Mikroplastik führe wohl auch in der Arktis zu verringertem Wachstum und Fortpflanzung, Stress und Entzündungen im Gewebe von Meerestieren, so Melanie Bergmann, Mitautorin der Studie.
Der Müll könnte auch ein Katalysator für den Klimawandel sein: «Erste Studien deuten darauf hin, dass eingeschlossenes Mikroplastik die Eigenschaften von Meereis und Schnee verändert», so die Expertin.
Dunkle Partikel im Eis könnten dafür sorgen, dass dieses mehr Sonnenlicht absorbiert und schneller schmilzt. Das verstärke die globale Erwärmung. Ausserdem bildeten Plastikteilchen in der Atmosphäre Kondensationskerne für Wolken und Regen, die Wetter und Klima beeinflussen.
Die Arktis erhitzt sich im Zuge des Klimawandels bereits jetzt dreimal schneller als der Rest der Welt.