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Energie-Bilanz von KI Warum KI in Zukunft noch mehr Energie verbrauchen wird

Der Energieverbrauch von KI wird sich wohl bald verzehnfachen. Doch die Technologie kann auch helfen, Energie zu sparen.

Wie viel Energie künstliche Intelligenz genau braucht, lässt sich nicht beziffern. KI-Unternehmen geben dazu keine Zahlen bekannt, den Energieverbrauch ihrer Systeme behandeln sie als Betriebsgeheimnis.

Zwischen unterschiedlichen Anwendungen gibt es grosse Unterschiede: Wenn eine KI ein Bild malt, kann das so viel Energie verbrauchen wie eine volle Smartphone-Ladung – ungleich viel mehr, als wenn die KI nur erkennen soll, was auf einem Bild zu sehen ist.

Grosse Unterschiede gibt es auch im Lebenszyklus einer KI: Zu ihrer Entwicklung und zum Training ist viel Energie nötig, allerdings nur einige wenige Male. Im täglichen Betrieb fallen die Energiespitzen dann viel geringer aus – können sich aber millionenfach wiederholen. Für jede Frage, die etwa ein KI-Chatbot wie ChatGPT beantworten muss, fallen irgendwo in einem Datencenter Energiekosten an.

Schätzungen sind schwierig

Doch gemessen an anderen Wirtschaftssektoren – der Landwirtschaft oder der Baubranche zum Beispiel – fällt der Energieverbraucht von KI heute noch kaum ins Gewicht: «Im Vergleich mit dem ganzen Energieverbrauch und Treibhausgas-Ausstoss der Menschheit ist das nichts», sagt Vlad Coroamă, ein Experte für die Nachhaltigkeit digitaler Technologien.

Noch jedenfalls: Denn Unternehmen wie Google oder Microsoft sind daran, künstliche Intelligenz in immer mehr Anwendungen zu integrieren. In Zukunft soll KI zu unserem steten Begleiter werden – und wird entsprechend mehr Energie verbrauchen als heute. «Allerdings sind Schätzungen dazu sehr schwierig», weiss Coroamă.

Mehr Wegwerf-Mode wegen KI

Heute könnte KI für vielleicht 0,2 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs verantwortlich sein – für fast gleich viel wie die Schweiz. Bis im Jahr 2030 könnte sich der Anteil der KI aber verzehnfachen. Und schon heute fallen bei der KI nicht nur unmittelbare Energiekosten ins Gewicht, sondern auch energieintensive Prozesse, die dank der Technologie erst möglich werden.

Der amerikanische Informatiker David Rolnick, der sich mit den Auswirkungen der künstlichen Intelligenz auf den Klimawandel beschäftigt, zählt dazu etwa KI-gesteuerte Werbekampagnen für Wegwerf-Mode – eine Branche, die grossen Einfluss auf die Klima-Erwärmung habe. «Und die Öl- und Gasindustrie konnte mithilfe von KI ihre Förderquoten um bis zu fünf Prozent steigern», so Rolnick.

Mehr Energie – und trotzdem weniger zuverlässig

Allerdings: Künstliche Intelligenz kann auch beim Energiesparen helfen. Mit KI können Stromnetze effizienter betrieben werden, KI kann beim Strom-Management helfen, Zugverspätungen reduzieren, Prozesse in der Industrie optimieren oder eine nachhaltigere Forst- und Landwirtschaft möglich machen.

Häufig geschieht das mithilfe von kleinen KI-Algorithmen, deren Energiekonsum kaum ins Gewicht fällt. Das sind aber selten die Anwendungen, die bei den KI-Unternehmen die Kassen klingeln lassen. Dort setzt man darum lieber auf KI-Chatbots wie ChatGPT, die in der Öffentlichkeit für viel Aufregung sorgen.

Doch im Vergleich mit einer gewöhnlichen Google-Suche etwa verbraucht ein KI-Chatbot bis zu 30 Mal mehr Energie – und liefert dabei erst noch schlechtere Resultate. Sollten die Technologiekonzerne auch in Zukunft lieber auf solche Anwendungen setzten, dann wird der Energieverbrauch der KI bald deutlich ins Gewicht fallen.

SRF 3, 19.6.2024, 9:10 Uhr

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