Die Antischalltechnik steckt in immer mehr Kopfhörern drin, sie ist in ersten Autos verbaut und als Schallschutzvorhang für Nachbarn manchmal auch bei Raves dabei. Active Noise Cancelling, kurz ANC, ist aus unserem Alltag kaum mehr wegzudenken.
Licht aus, Lärm aus: Im Schlafzimmer
Kann man mit ANC-Kopfhörern ruhiger schlafen? Ja. Wichtige nächtliche Störgeräusche wie Autolärm, knarrende Holzböden oder Schnarchen fallen in den Frequenzbereich der tiefen Geräusche, welche ein gutes Active Noise Cancelling stark reduzieren kann. Autobrummen zum Beispiel wird zum feinen Rauschen.
Die Technik gilt auch als gesundheitsverträglich. Der Wermutstropfen: Man muss die Stille der Kopfhörer ertragen und auf dem Rücken schlafen können, da ANC-Kopfhörer (auch die Stöpsel) zu gross sind für Seitenlage.
Schon seit den 1980ern: Im Cockpit
Im Cockpit von Flugzeugen sorgt die Lärmschlucktechnik dafür, dass Pilotinnen und Piloten in ihrem Headset die Funksprüche besser verstehen, klarer kommunizieren und weniger Lärm um die Ohren haben. Der Lärmpegel in Flugzeugen gilt nicht als gehörschädigend; er kann aber auf Dauer belastend sein. Den ersten Kopfhörer mit Antischalltechnologie brachte in den späten 1980er-Jahren die US-amerikanische Firma Bose auf den Markt. Im Cockpit hat sich die Technik auch international rasch verbreitet.
Am Techno-Festival: Kein Bumbum mehr ringsum
Auch Open-Air-Konzerte lassen sich entschallen, sodass das Publikum die wummernden Bässe weiterhin hört, die Anwohner und Anwohnerinnen hingegen deutlich reduziert. Kopfhörer braucht es nicht. Vielmehr müssen die Bässe so ausgerichtet sein, dass möglichst viel Bumbum geradeaus zum Publikum geht.
Hinter dem Publikum wird eine Reihe weiterer, mit ANC ausgestatteter Bässe aufgestellt. So lässt sich das Wummern von der Bühne mit entsprechendem Gegenbumbum hinter dem Publikumsbereich auf bis zu einem Viertel der gehörten Original-Lautstärke reduzieren, sagen die Soundspezialisten des Zürcher KMU «Rocket Science», die schon an mehreren Open Airs im Einsatz waren, in Basel, Belgien oder Norwegen. Open-Air-Entschallungen dürften aber die Ausnahme bleiben. Zu gross ist der Aufwand für Material, Planung und Organisation.
Wenn ein Industrie-Schornstein plötzlich hupt
In Industrieanlagen können Röhren, aber auch hohe Schornsteine unverhofft anhaltende Störgeräusche produzieren. Ein Schornstein etwa kann ähnlich hupen wie ein Schiffshorn. Zürcher Antischallspezialisten haben solches Schornsteinhupen schon erfolgreich abgestellt. Bevor sie die Antischallanlage aber richtig platzieren konnten, nämlich genau dort, wo das Geräusch entstand, waren wochenlange Tests vor Ort und im Labor nötig. Doch der Aufwand lohnt sich: Es wäre noch viel aufwändiger für ein Unternehmen, den Betrieb wegen des Lärms stark einzuschränken oder einen Kamin neu zu bauen.
Auf vier Rädern: Erste Autos mit ANC
Die Autoindustrie experimentiert seit Langem mit Active Noise Cancelling, etwa, um im Autoinnern die Reifen- und Strassengeräusche zu dämmen. Gerade bei schweren Fahrzeugen erscheint dies wegen der lauteren Reifengeräusche attraktiv, aber auch, weil ANC leichter ist als Materialdämmung. Mittlerweile sind einige Modelle mit ANC-Technik im Fahrzeuginnern auf dem Markt, etwa von Ford oder Hyundai. Auch an leiseren oder anders tönenden Motoren wird unter anderem mittels ANC gearbeitet.