Dieser Mann muss prophetische Fähigkeiten haben. Bereits Anfang 2013 twitterte der italienische Programmierer Alberto Brandolini über die «Bullshit-Asymmetrie»: Einen Unsinn zu widerlegen kostet x-mal mehr Kraft, als ihn in die Welt zu setzen.
Berlusconi als Inspirationsquelle
Die jünsten medialen Ereignisse scheinen seine These zu bestätigen. Wenn also Bullshit, um beim Original-Wortlaut zu bleiben, einmal in der Welt ist, ist er nur mit überproportionalem Aufwand wieder auszurotten.
Brandolini formulierte dieses Gesetz drei Jahre bevor «Fake News» und «Filterblase» in aller Munde waren. Mit «postfaktisch» waren das deutsche und das englische Wort des Jahres sogar erstmals identisch.
Vielleicht reicht es auch, Italiener zu sein statt Prophet: Italiener sind bekanntlich schon seit Jahrzehnten erfahren mit Politikern, die einen kreativen Umgang mit der Wahrheit pflegen.
Nach eigenen Angaben liess sich Brandolini von einer Fernsehdiskussion mit Silvio Berlusconi zu seinem Gesetz inspirieren.
Unsinn als Forschungsgegenstand
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Auch wenn das Gesetz auf den ersten Blick flapsig wirkt: Die Forschung zeigt, dass Brandolini recht hat. Mehr noch: Für das Widerlegen eines Unsinns ist nicht nur die x-fache Energie notwendig, es kann sogar ein gänzlich aussichtsloses Unterfangen sein.
Bei einer Untersuchung zu Interaktionen auf Facebook kam heraus, dass Berichte, die Falschmeldungen korrigieren, ihr Publikum oft gar nicht erreichen.
Und wenn doch, dann werden die User in ihrer Weltsicht sogar noch bestärkt. Sie werten den Korrekturversuch als Beleg dafür, dass eine Verschwörung im Gang sei.
Kleiner Trost für Alberto Brandolini: Immerhin ist auch sein Gesetz nicht mehr auszurotten. Diesen Monat wurde es sogar mit einem Zitat in der Fachzeitschrift «Nature» geadelt.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, 100 Sekunden Wissen, 19.12.2016, 6.20 Uhr