«Ja, das macht mich schon muff», sagt Kathrin Altwegg, emeritierte Professorin für Astrophysik an der Universität Bern. Sie sei ein Mensch mit viel Geduld, denn das brauche sie für ihre Experimente, an denen sie bis zu 20 Jahren dran ist.
In dieser Zeit hätte auch das Problem gelöst werden können, dass es nach wie vor so wenige Frauen in der Wissenschaft gibt, sagt Altwegg. «Aber das Problem wurde immer noch nicht gelöst.»
Kathrin Altwegg ist eine der wenigen Frauen, die in der Astrophysik Karriere gemacht haben. Doch auch sie musste sich einiges anhören.
Ein Professor hat ihr und anderen Frauen im Studium vor rund 40 Jahren geraten, sie sollten besser Strümpfe verkaufen gehen, statt Physik zu studieren. Davon liess sie sich nicht abbringen und schaffte es mit ihrem Rosina-Projekt bis an die Spitze der Weltraumforschungsmission «Rosetta».
Weniger Frauen, je höher die Karriereleiter
Die Anzahl Frauen in der Forschung hat sich im Laufe der Jahre zwar leicht erhöht, aber nur langsam. Zudem nimmt der Frauenanteil auf jeder Stufe der Karriereleiter ab.
Über alle Studienrichtungen gesehen, liegt der Frauenanteil bei Doktorats-Abschlüssen bei 46 Prozent. Bei Uni-Professuren liegt der Anteil nur noch bei 23.8 Prozent. Das Phänomen heisst «leaky pipeline»: Wie aus einem lecken Rohr tröpfeln die Frauen aus der wissenschaftlichen Karriere.
Einer der Gründe ist neben kleineren Netzwerken von Frauen das kompetitive Umfeld in einer wissenschaftlichen Karriere. Zu einer Zeit, in der Männer Gas geben können, treten junge Frauen häufig zur Seite und gründen eine Familie.
Wissenschaft – eine kreative Arbeit
Probleme bereitet auch die hohe Mobilität, die in der Wissenschaft erwartet wird. «Wenn Frauen Professorinnen werden wollen, müssen sie ins Ausland gehen, viel reisen», so Altwegg.
Aber das könne eine Frau mit Kindern nicht. Sie selber habe es geschafft, weil ihr Mann und ihr Chef sie immer unterstützt hätten, so Altwegg.
Auch das Klischee des ausschliesslich männlichen Forschers scheint es nach wie vor zu geben. Das bestätigt Susanne Wampfler, sie ist Förder-Professorin für Astrochemie. Als sie in einer SRF-Sendung als Expertin Auskunft gab, hat sie neben vielen positiven auch negative Mails erhalten.
«Es ist schon beunruhigend, dass es immer noch Leute gibt, die sich provoziert fühlen, wenn eine jüngere Frau als Expertin für Astrophysik auftritt und nicht ein älterer Mann», sagt Wampfler.
«Frauen können das genauso gut wie Männer»
Viele junge Frauen würden Fächer wie die Astrophysik nicht für ihr Studium in Betracht ziehen, sagt Wampfler. Ihr Rat ist deshalb klar: «Macht es einfach, wenn es euch interessiert!».
Zudem sollten Eltern ihre Kinder mit ihren Berufswünschen unterstützen, auch wenn diese vielleicht atypisch scheinen. Astrophysikerin Kathrin Altwegg ergänzt: «Frauen können das genauso gut wie Männer.»