Sogar beim Bäume-Pflanzen in Lebensräumen scheint zu gelten: nicht nur Quantität, auch Qualität zählt. Was Qualität in diesem Zusammenhang heissen könnte, zeigt eine grosse, schweizweite Langzeitstudie: Für die Gesundheit soll es einen Unterschied machen, wie die Bäume im Quartier angeordnet sind.
Grosse, zusammenhängende Baumflächen bieten anscheinend mehr gesundheitliche Vorteile für deren Bewohner als fragmentierte.
Wie nutzt man Bäume im engen urbanen Raum optimal? Um das zu beantworten, braucht es Daten.
Daten von Bäumen
Forschende des Future Cities Lab der ETH Zürich in Singapur und der National University of Singapore (NUS) ermittelten zunächst hochauflösende Baumkronendaten.
Jeweils im Umkreis von 500 Metern um den Wohnort einer Person bestimmten sie die Struktur von bewaldeten Grünflächen: Einerseits erfassten die Forschenden die Gesamtfläche aller Baumgruppen. Sie untersuchten aber auch, wie fragmentiert die Baumkronenflächen sind, wie nah und verbunden die Gruppen zueinander stehen, und wie komplex ihre geometrische Form ist.
Daten von sechs Millionen Menschen in der Schweiz
Diese Baumkronendaten verbanden die Forschenden mit der Überlebenszeit der Bewohnerinnen und Bewohner in der jeweiligen Nachbarschaft. Und das für über sechs Millionen Erwachsene in der Schweiz und über einen Zeitraum von zehn Jahren.
Die Forscherinnen und Forscher betrachteten für ihre Analysen ausschliesslich natürlich bedingte Todesfälle – also solche aufgrund von Krankheit und Alter.
Es ist eine robuste, sorgfältig gemachte Studie mit einer sehr grossen Stichprobe. Sie stimmt überein mit bisherigen, ähnlichen Untersuchungen
Das Ergebnis: nicht nur die Menge, auch die Art der Anordnung korreliert mit dem Sterberisiko der Bewohnerinnen und Bewohner. In Quartieren mit grossen, zusammenhängenden Baumkronenflächen ist das Sterberisiko signifikant geringer als in solchen mit fragmentierten und komplex geformten.
«Es ist eine robuste, sorgfältig gemachte Studie mit einer sehr grossen Stichprobe. Sie stimmt überein mit bisherigen, ähnlichen Untersuchungen» bestätigt Martin Röösli, Umweltepidemiologe am Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut. Er selbst war an der Studie nicht beteiligt.
Wie das Zusammenspiel genau funktioniert, könne mit dieser Studie nicht geklärt werden. Lebensstilfaktoren, wie zum Beispiel Rauchen, Alkoholkonsum und Bewegungsumfang seien nicht berücksichtigt. Weitere Faktoren wie Bildung oder Lärmbelästigung auch nicht. «Man kann nicht ausschliessen, dass in Gebieten mit fragmentierten Bäumen Personen mit einem anderen Risikoprofil leben», so Röösli.
Verbinden, begradigen, forschen
Viele Fragen bleiben offen. Das gesteht auch Dengkai Chi, eine Autorin der Studie, ein. Trotzdem könnten die Ergebnisse für städtebauliche Massnahmen von Bedeutung sein. «Um das gesundheitliche Potenzial von Bäumen optimal zu nutzen, sollten Städte nicht nur die Anzahl der Bäume erhöhen. Sie könnten darauf achten, dass isolierte Grünflächen verbunden werden, beispielsweise über Alleen», so Chi.
Wir stehen in dieser Forschung noch ganz am Anfang.
Kompakte, geometrisch einfache Formen von Baumkronen – wie zum Beispiel Kreise oder Rechtecke – scheinen zudem auch förderlich.
Für konkrete Handlungsempfehlungen müssten die Daten noch besser quantifiziert werden, erklärt Chi: «Wir stehen in dieser Forschung noch ganz am Anfang.»