Der Tiefschlaf ist wichtig für die Regeneration von Gehirn und Gedächtnis. Er hat auch einen positiven Einfluss aufs Herz-Kreislaufsystem. Doch je älter man wird, umso kürzer und flacher werden die Tiefschlafphasen. Manche Menschen ab 75 haben nicht einmal mehr zehn Prozent ihres einstigen Tiefschlafs als Erwachsene. Das ist zwar nicht krankhaft, aber es belastet die Gesundheit und Fitness im Alter.
In der Schlafforschung versucht man daher, den Tiefschlaf gezielt zu verstärken. Bei dem Verfahren wird die Hirnaktivität von verkabelten Personen während des Schlafens mit einem EEG (Elektroenzephalogramm) in Form von Wellen aufgezeichnet. Immer wenn die für den Tiefschlaf charakteristischen langsamen Hirnwellen auftreten, wird ein feines, auf den Rhythmus der Wellen getimtes Geräusch ausgelöst, zum Beispiel ein wiederholtes leises Zischen.
Effekt auf Tiefschlaf und Gedächtnis
Das hilft, die Aktivität der Nervenzellen im Gehirn zu synchronisieren und die langsamen Hirnwellen zu intensivieren, wie mehrere kleinere Studien in Schlaflabors bisher gezeigt haben. Die Stimulation der Tiefschlafwellen beeinflusste dabei auch die geistige Fitness: So etwa schnitten an der Universität Bern Personen, deren Hirnwellen sich nachts gut stimulieren liessen, bei Gedächtnistests am nächsten Morgen besser ab als Personen, die kaum ansprachen.
Erstes tragbares Gerät
Nun zeichnet sich eine Ausweitung des Verfahrens ab: An der ETH Zürich hat ein Team das erste qualitativ hochwertige portable System entwickelt – vorderhand vor allem für Forschungszwecke, wie Walter Karlen vom Entwicklungsteam betont. Es handelt sich um eine Art Hightech-Stirnband, das man nachts im eigenen Bett trägt.
Wie im Magazin «Communications Medicine» beschrieben, hat das von Caroline Lustenberger geleitete Team dieses «SleepLoop»-System mit 16 Personen im Alter von 60 bis 80 Jahren getestet – mit ähnlichen Ergebnissen wie in früheren Schlaflaborstudien: «Bei rund der Hälfte unserer Probanden liessen sich die Tiefschlafhirnwellen sehr gut stimulieren, bei den anderen haben ein paar teilweise angesprochen und ein paar gar nicht», sagt die Neurowissenschaftlerin.
Am besten stimulierbar waren Personen, die im Alter noch ein gewisses Grundmass an Tiefschlafwellen haben. Ihnen brachte das Stirnband mehr Tiefschlaf. Personen hingegen, die fast keinen Tiefschlaf mehr haben, reagierten nicht auf die Stimulation. Ausgerechnet die Hauptzielgruppe bleibt also aussen vor. Doch vielleicht ändert sich dies noch. Denn in diesem jungen Forschungsfeld gibt es noch vieles zu klären. Nur schon beim Abspielen der Töne: Wie oft soll man sie am besten wählen oder wie lange?
Um zu klareren Antworten zu kommen, braucht es unbedingt mehr Patienten-Daten. Das neue Gerät ist hier verheissungsvoll: Man kann damit viel mehr Personen viel länger untersuchen als bisher in den Schlaflabors.