Wird jemand wütend, verändert sich seine Stimme. Sie wird lauter, höher, schriller, rauer und kratziger. So signalisiert schon der Klang allein: Achtung, ich bin wütend!
Doch wie kommt dieses Signal beim Gegenüber an? Das erforscht der Neurowissenschaftler Sascha Frühholz von der Universität Zürich mit seinem Team.
Die Wut löst viel aus. Deshalb arbeiten wir gerne mit dieser Emotion.
Wütende Stimmen seien ein Reiz, mit dem sich das Gehirn gut stimulieren lasse, sagt Frühholz. «Die Wut löst viel aus. Deshalb arbeiten wir Hirnforscher gerne mit dieser Emotion.»
Im Kernspintomografen
Für sein Experiment schiebt er Probanden in den Kernspintomografen. Dann spielt er ihnen verschiedene Stimmen vor – mal neutrale, mal wütende – und schaut, wie ihr Gehirn auf diesen Reiz reagiert. Die Stimmen sprechen allerdings keine echte Sprache, weil sonst auch der Inhalt der konkreten Wörter eine Wirkung hätte.
Frühholz geht es allein um den Klang. Deshalb verwendet der Forscher Aufnahmen in einer erfundenen Sprache. Diese besteht aus Wörtern verschiedener echter Sprachen, bei denen die Vokale vertauscht wurden. So klingt es, als ob jemand spräche – doch man kann den Inhalt nicht verstehen.
Mit dieser fiktiven Sprache beschallen die Forscher die Versuchspersonen im Kernspin. Zwei Gehirnareale interessieren sie dabei besonders: das auditorische System, zuständig für akustische Reize, und die Amygdala.
In dieser werden Emotionen analysiert und bewertet. Hört ein Proband eine wütende Stimme, dann beobachten die Forscher, wie sehr die beiden Gehirnareale aktiviert werden.
Welche Gehirnregion wird aktiviert?
Die Aktivierungsmuster sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich: Manche finden den akustischen Reiz der wütenden Stimme interessant, doch die Wut als Emotion trifft sie kaum.
Das heisst, das auditorische System wird aktiv, nicht aber die Amygdala. Bei manchen ist es umgekehrt. Und wieder bei anderen reagiert beides kaum oder beides stark. Gemeinsam ist allen: Bei wütenden Stimmen sind jeweils beide Hirnregionen aktiv.
Kampf oder Flucht?
Das ist bei anderen Emotionen nicht der Fall, zum Beispiel bei der Freude. Hören Probanden eine frohe Stimme, schlägt die Amygdala oft nicht an. Das passt für Frühholzer gut ins Bild.
Denn die Amygdala ist zuständig für die rasche Bewertung einer heiklen Situation: Soll ich fliehen oder kämpfen, wenn mich jemand anschreit? Bei der «harmlosen» Freude sei eine solche Bewertung nicht nötig.
In weiteren Studien untersuchen er und sein Team nun, wie die Gehirnregionen bei der Wahrnehmung von Emotionen zusammenarbeiten. Das ist auch wichtig, um die Probleme von psychisch Kranken besser zu verstehen.