Hypnose – was ist das genau? Ein aussergewöhnlicher Bewusstseinszustand oder einfach nur Einbildung? Hokuspokus oder eine Therapieform? So faszinierend Hypnose für viele ist, so wissenschaftlich unerforscht ist Hypnose bis heute. Der Lösung des Rätsels Hypnose kommen nun Forschende der Universität Zürich zumindest ein kleines Stück näher. Sie zeigen, dass sich die Wirkung von Hypnose in bestimmten Hirnregionen messen lässt.
Ein standardisiertes Hypnoseverfahren für die Forschung
Studien und Literatur zu Hypnose gibt es zuhauf, aber keinen wissenschaftlichen Konsens. Das liegt auch daran, dass bisherige Studien Schwächen aufweisen. So wurden in der Vergangenheit oft unterschiedliche, nicht-standardisierte Hypnoseverfahren oder zu kleine Versuchsgruppen untersucht.
«Wir wollten den Problemen der bisherigen Studien entgegenwirken, indem wir ein standardisiertes Hypnoseverfahren anwenden», erklärt Philipp Stämpfli, Leiter des Magnetresonanzzentrums an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich.
Dazu untersuchten Forschungsteams der Universität Zürich anhand dreier verschiedener Bildgebungsverfahren, ob sich in den Hirnen der hypnotisierten Personen Veränderungen zeigen.
Die Art und Weise, wie die Probanden in Hypnose versetzt wurden, die sogenannte Induktion, war in allen Untersuchungen für alle Teilnehmenden gleich. Ihnen allen wurde derselbe Text vorgelesen.
Zum ersten Mal wurden auch zwei unterschiedliche Hypnosetiefen untersucht: Die Probanden wurden erst in einen tiefen, und dann in einen sehr tiefen Hypnosezustand versetzt.
Veränderte Aufmerksamkeit und Körperwahrnehmung
Zusammengefasst zeigen die drei Studien, dass sich die Aktivität zwischen gewissen Regionen im Gehirn ändert. Konkret jener Regionen, die an Bewusstseins-, Aufmerksamkeits- und an Körperwahrnehmungsprozessen beteiligt sind. Und: Die Daten zwischen den beiden Hypnosetiefen unterscheiden sich voneinander. Es gibt also tatsächlich messbar mehr als nur eine Hypnosetiefe.
Hypnose ist keine Einbildung
Die Versuchspersonen in der Studie waren allesamt Hypnoseprofis - Menschen also, die mit Hypnosezuständen vertraut sind. Das sei eine Limitation, gibt Philipp Stämpfli zu. Aber: «Uns ging es rein um ein grundlegendes Verständnis: Kann man hypnotische Zustände neurophysiologisch charakterisieren?»
In diesen Studien ging es also nicht um eine mögliche Therapieform. Auch nicht darum, wieso eine Therapie wirken könnte.
Die Ergebnisse in der untersuchten Gruppe seien sehr robust, alle hätten die gleichen Veränderungen aufgewiesen. Und Stämpfli erwartet, auch bei weniger erfahrenen Probanden ähnliche Resultate zu erhalten, dies müsste aber in Folgestudien gezeigt werden.
Mit ihrer Herangehensweise hätten die Forschenden einen möglichen standardisierbaren Gold-Standard gesetzt, für weitere Studien. Denn die braucht es, um besser zu verstehen, wie Hypnose funktioniert und welche Mechanismen dabei im Gehirn im Detail ablaufen.