Müssten Männer Kinder kriegen, wäre die Menschheit längst ausgestorben, hört man oft: Die Schmerzen einer Geburt würde das «starke Geschlecht» nämlich nicht aushalten. Doch empfinden Männer Schmerzen wirklich stärker als Frauen?
Der Schmerz-Test mit den «Einstein»-Moderatoren zeigt das Gegenteil: Kathrin Hönegger stuft einen gleich starken Reiz als schlimmer ein als Tobias Müller. Das mag überraschen – untypisch ist es aber nicht.
Frauen leiden mehr als Männer
Wissenschaftler kommen nämlich zu ähnlichen Resultaten: In Versuchen nehmen Frauen identische Schmerzen intensiver wahr als Männer. Zudem halten sie den Schmerz weniger lange aus und stufen einen schwächeren Reiz schon als schmerzhaft ein.
Ursache: Kultur oder Biologie?
Weshalb ist das so? Viele der Tests müssen sich darauf verlassen, dass die Probandinnen und Probanden ehrlich sagen, was sie empfinden. Geben Männer vielleicht nur nicht zu, wie weh es tut? Schliesslich erwartet die Gesellschaft vom «starken Geschlecht» Tapferkeit.
Andere Hirnareale aktiv
Wissenschaftler vermuten aber, dass mehr dahinter steckt als soziokulturelle Rollenbilder. So zeigt eine Studie, dass sich die Pupillen von Frauen bei Schmerzen schneller weiten als die der Männer. In einer anderen Untersuchung stellten Forscher fest, dass bei Männern unter Schmerzen andere Hirnareale aktiv sind als bei Frauen.
Einfluss der Hormone
Auch die Geschlechtshormone beeinflussen das Schmerzempfinden: Das männliche Testosteron senkt es, das weibliche Östrogen ebenfalls. Allerdings schwankt der Östrogen-Spiegel im Verlauf des weiblichen Zyklus‘ – und damit auch die Schmerzresistenz. Besonders viel Östrogen schüttet der Körper einer Frau am Ende der Schwangerschaft aus. Das dämpft die Schmerzen während der Geburt.