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Meilenstein der Forschung Stammzellen aus geklonten Embryonen

Forschern ist es erstmals gelungen, Stammzellen aus geklonten menschlichen Embryonen zu gewinnen. Bisher war das immer an technischen Schwierigkeiten gescheitert. Das Resultat ist ein Meilenstein, weil sich damit eine neue Quelle für embryonale Stammzellen auftut.

Ein Forscherteam von der Oregon Health and Science University in den USA hat erreicht, was viele andere Wissenschafter seit Jahren versuchen: Sie haben Stammzellen gewonnen aus einem menschlichen Embryo, der im Klon-Verfahren hergestellt wurde. Das berichteten sie am Mittwoch im Fachmagazin «Cell».

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Stammzellen aus geklonten Embryonen (RendezVous, 16.5.2013)
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Schafe, Mäuse und jetzt der Mensch

Konkret sind die Wissenschafter so vorgegangen: Sie haben den Zellkern einer erwachsenen Zelle in eine menschliche Eizelle eingefügt, deren Zellkern zuvor entfernt worden war. Dann stimulierten sie diese manipulierte Zelle mit Koffein und Elektroschocks. Die Zelle begann zu wachsen, genau so, wie auch ein befruchtetes menschliches Ei wachsen würde. Nach etwa hundert Zellteilungen konnten die Forscher dem Embryo die Stammzellen entnehmen.

Professor Ian Wilmut mit Dolly, dem weltweit ersten geklonten Schaf im Museum in Edinborough.
Legende: Klonschaf Dolly: Professor Ian Wilmut mit Dolly, dem weltweit ersten geklonten Schaf. Es starb 6-jährig und ist heute im Museum zu bewundern. Keystone

Bei Schafen, Mäusen, Rindern und vielen anderen Tieren war es bereits früher gelungen, auf diesem Weg Stammzellen zu gewinnen. Nicht aber beim Menschen. «Jetzt wissen wir, dass das Verfahren auch beim Menschen funktioniert», sagt der Biologe Rudolf Jaenisch vom MIT’s Whitehead Institute in Cambridge gegenüber der «Washington Post». Klinisch habe das Resultat aber erst einmal keine Relevanz. Mit der neuen Methode wird sich für Patienten also nicht sofort etwas ändern.

Vielseitige Stammzellen

Stammzellen sind deshalb für die Medizin so wertvoll, weil sie der Urzustand einer Zelle sind. Sie können sich zu ganz verschiedenen Gewebearten des menschlichen Körpers entwickeln. Am vielseitigsten sind embryonale Stammzellen. Regt man sie beim Wachstum auf die richtige Art und Weise an, können sie sich beispielsweise zu Herz-, Leber oder Nervenzellen entwickeln. So wächst aus ihnen möglicherwiese ein Ersatz für beschädigtes Gewebe. Davon könnten dereinst Herzinfarkt- oder Parkinsonpatienten profitieren. Für die Medizin wäre das ein enormer Fortschritt.

Stammzellen-Nobelpreis

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Es gibt bereits einen anderen Weg, ähnliche Stammzellen herzustellen. Dazu werden erwachsene Hautzellen reprogrammiert und in ihren Urzustand zurückgebracht. Für die Entwicklung der «induzierter pluripotenter Stammzellen» wurde 2012 der Nobelpreis verliehen. Ihr Vorteil: Es werden keine Eizellen benötigt, es muss also keine Frau Eizellen spenden.

Embryonale Stammzellen - wie sie jetzt entwickelt wurden - wecken aber auch ethische Bedenken. Theoretisch könnte die manipulierte Eizelle einer Frau in die Gebärmutter implantiert werden. Und dann könnte sich ein geklontes Kind daraus entwickeln. Auf demselben Weg war 1996 das Klon-Schaf Dolly entstanden.

Neue Runde in der Debatte

Für das reproduktive Klonen, also das Kopieren von Menschen, tauge die Methode allerdings nicht, schreiben die Forscher aus Oregon. Und die allermeisten Wissenschafter wollen solche Experimente auch gar nicht durchführen. Dennoch wird das neue Resultat bereits sehr kontrovers diskutiert. Die Debatte über die ethischen Grenzen der Stammzellforschung nimmt wieder an Fahrt auf.

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