Absolute Beginner leben ein Schattendasein. Es ist nichts, worauf man stolz sein könnte. Und deshalb behält es die grosse Mehrheit der Betroffenen für sich. Absolute Beginner sind Menschen ohne jede Beziehungserfahrung. Unfreiwillig und manchmal über Jahrzehnte hinweg. Ein über 40jähriger, der noch nie geküsst hat? Muss ein komischer Kauz sein. Muttersöhnchen. Total verklemmt. Oder ein verkappter Schwuler: Die Vorurteile über Absolute Beginner sind schnell gefasst.
Der deutsche Filmemacher Wolfram Huke wollte dem etwas entgegen setzen und machte sich selbst zum Protagonisten seines jüngsten Dokumentarfilms. Huke ist 30 und ein Absolute Beginner. Ein Jahr lang begleitete er sich bei der Suche nach einer Freundin mit der Kamera. Entstanden ist ein schonungslos offener Film, der nichts schön färbt.
Angenehme Zeitgenossen – nur ein Problem
«Ich wusste, dass ich über dieses Thema eines Tages einen Film machen würde, weil es mich selbst betrifft», erklärt Huke gegenüber 10vor10. «Dadurch, wie Absolute Beginner bisher in den Medien dargestellt wurden, fühlte ich mich nicht repräsentiert», meint Huke weiter.
Absolute Beginner seien im Grunde genommen ganz normale Menschen, bestätigt die Psychologin und Sex-Expertin des «Blicks» Caroline Fux. Die Beraterin erhält immer wieder Zuschriften von Betroffenen, die bei ihr Rat suchen: «Es sind mehr Männer als Frauen. Ich erlebe diese Menschen als intelligent, gut gebildet, sozial gewandt, bei denen es in diesem konkreten Bereich einfach nicht klappen will».
Wenn die Suche schwieriger wird
Absolute Beginner sind gar nicht so selten. Schätzungen in Deutschland gehen davon aus, dass bis zu 10 Prozent der Männer und 5 Prozent der Frauen Absolute Beginner sind. Konkrete Zahlen aus der Schweiz gibt es nicht. Die Betroffenen leiden, was die Partnersuche zunehmend schwierig gestaltet.
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«Wenn jemand mehrmals zurück gewiesen wird, steigt die innere Unsicherheit», weiss Single-Expertin und Psychologin Barbara Beckenbauer. «Das kann zu einer Verkrampfung führen und die Betroffenen können dann normale Signale beim Flirten nicht mehr richtig interpretieren. Häufig strahlen sie eine gewisse Verzweiflung aus und das wirkt sich wiederum negativ auf die Attraktivität aus».
Austausch unter Betroffenen hilft
Abhilfe schafft seit einigen Jahren das Internet. In Selbsthilfe-Foren tauschen sich Absolute Beginner aus und finden Gleichgesinnte. Zu spät ist es für die Liebe nie. Immer wieder finden sich Einträge, in denen Betroffene über ihre ersten, späten Liebeserfahrungen berichten.
Als Filmemacher Wolfram Huke sein Problem öffentlich gemacht hat, war das für ihn ein Befreiungsschlag. Eine Freundin, so sagt er, habe er zwar noch keine gefunden. Doch könne er inzwischen viel entspannter mit seiner Situation umgehen.