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Mensch Human Brain Project: In der Schweiz oder nirgends

Erst vor einem Jahr war es zum Aushängeschild der europäischen Forschung erkoren worden. Die grossen Ziele des Gehirnforschungs-Projekts könnten durch die Annahme der Initiative «Gegen Masseneinwanderung» verbaut werden. «Human Brain Project»-Direktor Henry Markram äussert in «ECO» seine Sorgen.

Es ist ein europäisches Leuchtturm-Projekt, es erhält Milliarden-Fördergelder, und es will nichts weniger als das menschliche Gehirn im Computer nachzubauen: das Human Brain Project. Unter der Führung der ETH Lausanne, neuerdings mit Sitz in Genf.

Mit der Annahme der Masseneinwanderungs-Initiative steht dessen Finanzierung auf einmal auf dem Prüfstand. «Wir sind besorgt», sagt der Leiter des Human Brain Projects, Henry Markram, gegenüber dem Wirtschaftsmagazin «ECO».

Die Finanzierung ist für die nächsten 30 Monate gesichert. Nachfolgen sollte das EU-Förderprogramm «Horizon 2020», auf das auch Schweizer Projekte wie dieses gezählt hatten. «Und nun haben wir mittendrin diese Unsicherheit, ob die Finanzierung weitergeht», so Markram. Man müsse sich klarmachen, was das Human Brain Project für die Gesellschaft und die Menschheit bedeute.

Zudem sei Europa erstmals führend in einem solch globalen Vorhaben. «Das zu verlieren, können wir uns nicht leisten», lautet die Überzeugung des israelischen Hirnforschers. «Es wäre nicht nur für die Schweiz und Europa ein Verlust, sondern für die ganze Welt, sollten wir das Human Brain Project aufgeben müssen.»

Nur durch die Schweiz konnte es zu einem globalen Projekt werden.

Auffallend: Eine Verlagerung des gesamten Projekts in ein anderes Land ist für Henry Markram keine Option. «Der Einsatz über die letzten fünf, sechs Jahre war herausstehend», so der 51-Jährige. Nur durch die Schweizer Unterstützung bezüglich der Hochleistungs-Computer und der personellen Ressourcen konnte das Projekt zu einem globalen werden. Für Henry Markram steht ausser Frage: «Das Human Brain Project könnte nicht ohne die Schweiz weitergeführt werden.»

Interview: Tilman Lingner

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