Zum Inhalt springen

Mozart-Effekt Wirkt die Musik des Komponisten jetzt auch gegen Epilepsie?

Eine neue Studie findet Anhaltspunkte, dass Mozarts Musik bei Epilepsie helfen kann. Unsere Autorin hat einige Fragen.

Der «Mozart-Effekt» – seit einer Studie aus dem Jahr 1993 ist das ein stehender Begriff. Er beschreibt nicht generell die Wirkung der Musik Mozarts, sondern eines ganz bestimmten Stücks auf den menschlichen Organismus: der Sonate für 2 Klaviere in D-Dur, Köchelverzeichnis 448.

Die jüngste Studie dazu erschien soeben in den USA – und sie beschreibt den positiven Effekt der Sonate KV448 bei Epilepsie.

Mehr IQ durch Mozart?

Laut verschiedener Studien soll das Anhören der D-Dur Sonate die visuell-räumliche Wahrnehmung verbessern, Ratten besser durch Labyrinthe führen, sogar der IQ bei Menschen soll ansteigen.

2010 wurde an der Uni Wien eine kritische Meta-Studie veröffentlicht, mit dem Titel «Mozart effect – Shmozart effect: A meta-analysis», die zum Schluss kommt: Es gäbe wenig Evidenz für einen spezifischen, funktionierenden Mozart Effekt.

Geforscht wird dennoch munter weiter, 2014 in Holland, 2016 in China, 2021 in den USA...

Es gibt Fragezeichen

Viele Fragen aber bleiben offen: Wie ist man überhaupt auf diese Sonate gekommen? Welche Stücke Mozarts hat man sonst noch ausprobiert? Die Rache-Arie der Königin der Nacht aus der Zauberflöte wohl eher nicht.

Und woher stammen die 90 Sekunden, die man jeweils den Probanden vorspielt? Aus welchem Satz der dreisätzigen Sonate? Macht es einen Unterschied, auf welchem Flügel gespielt wird? Macht es einen Unterschied, wer spielt? Und warum keine Musik anderer Komponisten, Komponistinnen?

Aber schauen wir doch noch über den Notenrand der Sonate KV 448 hinaus – denn in vielen Bereichen wird die Wirkung Mozarts (und anderer klassischer Musik) erprobt und beschworen

Gesünderer Wein und bessere Milch

So beschallt etwa ein Weinbauer in der Toskana seine Reben seit Jahren mit Mozart. Die Trauben – so schreibt er auf seiner Website seien deswegen rund zehn Tage früher reif und auch Schädlinge blieben fort.

Die Hochschule der Künste Bern hat Käse mit unterschiedlicher Musik beschallt und einen gewissen Einfluss auf das Aroma ausmachen können.

Mit Abstand am häufigsten zitiert wird die Wirkung Mozarts im Kuhstall: spiele man den Kühen Mozart, gäben sie mehr und bessere Milch.

Oder liegt es an der sanften Bäuerin?

Doch genau diese Behauptung wurde (wiederum durch eine Studie) mit einer einfachen und nachvollziehbaren Erklärung widerlegt: Die Musik Mozarts habe zwar keinen Einfluss auf die Kühe. Aber auf die Melkerin, die sich entspanne und daher die Kühe sanfter melke – und die geben deshalb mehr Milch...

Ob Mozarts Musik – mehr noch als andere Musik – tatsächlich Wunder wirken kann, bleibt weiterhin Gegenstand vieler Untersuchungen. Dass sie uns aber mit ihrer Schönheit erfreut und entspannt und daher sicher viele positive Effekte hat, das dürfte unbestritten sein.

Radio SRF Kultur, Kultur aktuell, 24.09.2021, 08:15 Uhr

Meistgelesene Artikel