Sie liegen bequem auf dem Sofa, draussen ist es kalt und neblig. Eigentlich wollten Sie joggen gehen, aber in der Stube ist es einfach gemütlicher. Obwohl Sie sich fest vorgenommen haben, nach der Weihnachtsschlemmerei mehr Sport zu treiben, schalten Sie den Fernseher ein.
Sie haben Glück, noch schreiben wir das Jahr 2021. Es bleibt ein wenig Zeit, um Strategien zu lernen, wie wir unsere Vorsätze einhalten können.
Vorneweg: Im psychologischen Verständnis beziehen sich Vorsätze auf Handlungen, die uns nicht leicht von der Hand gehen, zu denen wir uns also bewusst motivieren müssen.
Wenn wir unsere Vorsätze im Alltag umsetzen wollen, müssen wir oft zwischen zwei Handlungen entscheiden und geraten in einen Konflikt. «Häufig wägen wir zwischen einem Impuls und einem längerfristigen Ziel ab», so die Motivationspsychologin Brandstätter-Morawietz.
Die Versuchung umgehen
«Am besten gestaltet man eine Situation so, dass man gar nicht erst in Versuchung kommt», sagt Brandstätter-Morawietz der Universität Zürich. Wer sich also vorgenommen hat, weniger zu naschen, sollte sich eher zu einem Spaziergang verabreden als in einem Café, in dem die leckere Torte nur eine Bestellung entfernt ist.
Die sogenannte «Situationsmodifikation» ist eine weitere Strategie, die uns helfen kann, uns gegen Versuchungen zu wappnen. Salopp gesagt macht man sich eine unerwünschte Handlung so mühsam wie möglich. Wer schnell nach dem Smartphone greift und dadurch abgelenkt wird, legt das Gerät am besten irgendwo hin, wo es aus dem Blickfeld ist.
Die Macht der Gedanken
Statt Situationen können auch Gedanken verändert werden.
In diesen Belangen hat Walter Mischel mit seinem berühmten Marshmallow-Experiment Pionierarbeit geleistet. Er hat unter anderem nachgewiesen, dass Kinder einem Marshmallow besser widerstehen, wenn sie sich die Süssigkeit anders vorstellen. Beispielsweise als bauschige Wolke, also als etwas, was man gar nicht essen kann.
Aber Achtung: Denken sie nicht zu lange darüber nach, ob sie eine Süssigkeit nun essen wollen oder nicht. Je mehr wir an unsere Gelüste denken, desto stärker ist die bildliche Vorstellung und desto stärker auch die Anziehungskraft. «Man riecht, schmeckt und fühlt das Süsse förmlich», sagt Brandstätter-Morawietz.
Die Gedanken unterdrücken zu wollen, sei dabei die schlechteste Strategie. «Das funktioniert schlichtweg nicht.»
Erfolgreicher sei es, die Aufmerksamkeit auf etwas Positives zu lenken, so der Tipp von Brandstätter-Morawietz. Zum Beispiel an das Glücksgefühl nach dem Laufen.
Zähne zusammenbeissen, aber nicht zu fest
Ob die guten Vorsätze schliesslich tatsächlich zu Gewohnheiten werden, hängt nicht nur von der Selbstdisziplin ab. Es brauche, so die Psychologin, «eine gute Balance zwischen Selbstdisziplin und der Freude am Tun».
Ein bisschen locker bleiben tut also auch gut, denn wer ständig gegen sich selbst ankämpft und sich längerfristig hohem Druck aussetzt, fühlt sich weniger wohl, ist weniger produktiv und schliesslich auch weniger erfolgreich.
Die Psychologin empfiehlt deshalb, sich immer wieder zu fragen, ob die Vorsätze wirklich noch den persönlichen Bedürfnissen und Zielen entsprechen. Teilweise würden wir gesellschaftliche Anforderungen übernehmen, die aber eigentlich nicht mit unseren eigenen Werten und Wünschen übereinstimmen. Das Scheitern an einem guten Vorsatz sei dann quasi programmiert.