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Soziale Bedeutung von Frisuren Pharaonen, Perücken, Popper: Eine haarige Zeitreise

Frisuren unterliegen einem ständigen Wandel. In jeder Epoche zentral: Was wollen wir mit unseren Haaren ausdrücken? Sie sind Lustobjekt, Statussymbol und Rebellion.

Ägypten: Färben mit Rinderblut

Bereits den alten Ägyptern lagen ihre Frisur am Herzen. In Gräbern fanden Archäologen Spiegel, Kämme und Haarnadeln. Graue Haare färbten die Pharaonen mit Henna oder eingekochtem Rinderblut. Auch Perücken gab es bereits bei den Ägyptern – in Bienenwachs getauchtes Menschenhaar mit Schafwolle.

Griechenland: Strafe für ungepflegte Haare

Wohlgepflegtes Haar war auch bei den Griechen ein wichtiges Accessoire. Wer zerwühlte Haare hatte, musste eine Geldstrafe zahlen. Für die schönen Locken erfanden die Griechen den ersten «Lockenstab», den Calamistrum. In der griechischen Hochkultur galt blond als die Farbe der Götter und Helden – so flochten sich viele Frauen Goldfäden ins Haar.

Mittelalter: Volles Haar dank gekochtem Maulwurf

Im Mittelalter bestimmte die Kirche über die Frisuren. Verheiratete Frauen mussten ihre Haare unter einer Haube verstecken – daher die Redewendung: «unter die Haube kommen». Haare galten als Objekt der Lust und Verführung. Bei den Männer galt: je voller, desto besser. Haarausfall war das grösste Übel. Angepriesene Heilmittel: Brennnesseln, gekochter Maulwurf und Bärenfett.

Das Frankreich des Sonnenkönigs: Puder, Parfüm, Perücke

Frankreich, Mitte des 17. Jahrhunderts: Adelige entdeckten die Perücke. Sie kaschierte ihren Haarausfall. Die gepuderte und parfümierte Perücke wird zum Symbol von Macht, Würde und Autorität – wie beim Sonnenkönig Louis XIV. Die Frisur war vor allem eins: Statussymbol. Die Elite grenzte sich so vom Bürgertum ab. Damit begann der Siegeszug der Perücke: Juristen, Ärzte und Minister in ganz Europa liessen sie sich anfertigen. In Grossbritannien gehört sie bis heute zur Arbeitskleidung der Richter.

Frauen im 20. Jahrhundert: Revolution und Haarspray

Im 20. Jahrhundert gab es einige Haar-Revolutionen: Frauen experimentierten in den 1920er-Jahren mit dem Bubikopf. Der Kurzhaarschnitt war ein Bruch mit dem gängigen Frauenbild und Zeichen der Emanzipation. In den 1970er-Jahren entdecken Frauen das lange Haar wieder. In den 1980er-Jahren ist Auffallen die Maxime: mit viel Haarspray und Accessoires.

Männer im 20. Jahrhundert: Wachsen lassen!

Während bei den Frauen die Haare kürzer wurden, trugen sie die Männer immer länger. Inspiriert von Rock'n'Roll, Elvis und den Beatles liessen die Jugendlichen ihre Haare wachsen. Die langen Haare waren Provokation für die Elterngeneration. Auch die 68er rebellierten mit ihren langen Haaren gegen die Mainstream-Gesellschaft. Mit ihrer natürlichen Haarpracht unter dem Motto «let it grow» propagierten die Hippies ihre Ideologie.

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