Studien zeigen - Wie wir unsere Persönlichkeit ändern können
Heute scheu, morgen draufgängerisch. So schnell geht's zwar nicht, doch unsere Persönlichkeit ist weniger stabil als oft gedacht. Studien legen sogar nahe, dass man sie gezielt verändern kann.
Unsere Persönlichkeit ist nicht in Stein gemeisselt. «Wir verändern uns ein Leben lang», sagt Persönlichkeitsforscherin Eva Asselmann von der Pottsdamer Health and Medical Universität. Besonders auffällig seien die Veränderungen in jungen Jahren. Doch: «Auch Hochbetagte sind zu erstaunlichen Entwicklungen fähig.»
In welche Richtung die Entwicklungen gehen, schildert die Psychologin in ihrem neu erschienenen Buch «Woran wir wachsen. Welche Lebensereignisse uns prägen und was uns wirklich weiterbringt». Demnach zeigen Langzeitstudien: Viele Erwachsene werden im mittleren und höheren Alter verträglicher, emotional stabiler und vor allem während des berufstätigen Alters steigt auch die Gewissenhaftigkeit. Das heisst man übernimmt mehr Verantwortung und hält Termine besser ein. So gesehen kann man sich aufs Älter werden freuen.
Die «Big Five»
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Die menschliche Persönlichkeit zu messen, ist nie vollständig möglich. Am breitesten abgestützt ist in der psychologischen Forschung das seit Langem existierende Modell der «Big Five», im englischen Sprachraum auch als OCEAN-Modell bekannt. Gemeint sind damit fünf persönliche Eigenschaften, die vermutlich alle Menschen in jeweils unterschiedlicher Ausprägung haben:
Offenheit: Wie aufgeschlossen bin ich für neue Erfahrungen und Ideen?
Gewissenhaftigkeit: Wie zuverlässig, ordentlich und diszipliniert bin ich?
Extraversion: Wie gesellig, begeisterungsfähig, bin ich und stehe ich gerne im Mittelpunkt?
Verträglichkeit: Wie rücksichtsvoll, harmoniebetont und empathiefähig bin ich?
Emotionale Stabilität: wie ängstlich, persönlich verletzlich bin ich und wie schnell bin ich gestresst?
Mit den Big Five lässt sich ein grosser Teil der Persönlichkeit untersuchen – doch wichtige Eigenschaften wie Intelligenz oder Humor bleiben unberücksichtigt.
Wie viel Veränderungen ist möglich?
Den Veränderungen sind allerdings Grenzen gesetzt: «Wenn Sie ein introvertierter Mensch sind», ist es laut Eva Asselmann «eher unwahrscheinlich, dass Sie irgendwann zur total extrovertierten Rampensau werden». In der Regel seien die Veränderungen «klein bis mittelstark».
Wie wird Persönlichkeit gemessen?
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Die fünf grossen Persönlichkeitsmerkmale ((vgl. Box Big Five)) werden in der Regel mit Fragebögen erhoben, in denen man sich zu Dutzenden Aussagen einstufen muss, etwa: «Ich reise gern durch Fantasiewelten» oder «Arbeit kommt bei mir vor dem Vergnügen».
Die Befragten füllen aus, wie sehr das auf sie zutrifft, meist auf einer Stärkeskala von eins bis fünf. Um allzu positive Selbst-Einstufungen zu korrigieren, werden unter anderem zuweilen Freunde und Familie mitbefragt.
Mit solchen Befragungen kann man das Big-Five-Profil unterschiedlicher Menschen miteinander vergleichen oder wenn man dieselben Personen alle paar Jahre befragt – wie sie sich verändern.
Über ein ganzes Leben hinweg verändert man sich laut dem US-Psychologen Brent Roberts von der Universität Illinois um höchstens eine «Standardabweichung», was auf der 1-5-Skala leicht mehr als einer Einheit entspricht. Wer also im Alter von 20 z.B. beim Merkmal «Gewissenhaftigkeit» bei drei liegt, kommt, wenn er sich stark verändert, im höheren Lebensalter auf leicht über vier.
Die Persönlichkeit könnte man also definieren als mehr oder minder stabile Muster des Fühlens, Denkens und Verhaltens. Die Veränderungen sind zu rund einem Drittel bis zur Hälfte genetisch bestimmt. Auch die Umwelt, was wir erleben, beeinflusst die Persönlichkeit nachweislich. Fragt sich: Können wir uns persönlich auch ganz gezielt, mit einem Training, dauerhaft verändern? Einige Studien der letzten Jahre liefern zumindest Hinweise in diese Richtung.
Die grösste dieser Studie stammt aus der Schweiz. Mehr als 1500 Personen haben dabei drei Monate lang versucht, eines der «Big Five» – also der Persönlichkeitsmerkmale Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und emotionale Stabilität – zu verstärken oder abzuschwächen. «Es waren nur Personen dabei, die sich wirklich verändern wollten, denn die Motivation ist eine Grundvoraussetzung für den Erfolg», betont Matthias Allemand von der Universität Zürich. Weil ein solches Training aber einiges an Zeit und Energie kostet, hat Allemands Team allen Teilnehmenden einen ungewöhnlichen Coach zur Seite gestellt: Die Handy-App «Peach» meldete sich täglich, schlug kleine Übungen für den Alltag vor, erfasste die Umsetzung oder gab Feedback dazu.
Sich verändern – aber wie?
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Was man tun könnte, um eines der Big Five etwas zu verstärken? Hier einige Übungen, wie persönliche Eigenschaft verändert werden können:
Offener werden
Überlegen Sie sich, wohin Sie auf einer Zeitreise fliegen möchten und was Sie dort tun würden; probieren Sie neue Menüs aus; lesen Sie einen Artikel über Ihnen fremde politische Überzeugungen.
Gewissenhafter
Behalten Sie Ihr Pult aufgeräumt; kommen Sie fünf Minuten zu früh zu Ihrem nächsten Termin; machen Sie eine To-do-Liste für den Tag und darüber hinaus.
Extrovertierter
Laden Sie Kollegen zum Kaffee ein; studieren Sie ein paar kurze Antworten ein auf häufige Fragen wie «Was machen Sie beruflich?»; notieren Sie alles, worauf Sie sich diese Woche freuen, auch wenn es scheinbar nichts gibt.
Verträglicher
Fragen Sie jemanden wie es ihm geht und hören Sie ernsthaft zu; versuchen Sie, die Sichtweise einer anderen Person einzunehmen; machen Sie eine Spende für eine wohltätige Organisation.
Emotional stabiler
Wenn Sie sich überfordert fühlen, halten Sie inne und atmen Sie mehrmals tief durch; überlegen Sie, in welchen ähnlichen Situationen Sie erfolgreich waren; schreiben Sie abends auf, was Sie am Tag Schönes erlebt haben und wie Sie sich dabei gefühlt haben.
Tatsächlich veränderten sich die meisten, die mitmachten, schon während der Studie deutlich – fast halb so stark, wie man es von Veränderungen über ein ganzes Leben hinweg kennt. Auch bei einer Kontrolle drei Monate nach dem Training blieben die Effekte konstant.
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Archiv: Die Macht der Emotionen: Wie Forschende unsere Gefühle entschlüsseln
Aus Einstein vom 20.05.2021.
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Denkbar, dass man sich mit einem solchen Training tatsächlich bleibend verändern kann, so Allemand. Er betont aber auch: «Einen Beleg dafür gibt es zurzeit noch nicht, dazu braucht es weitere Studien mit längeren Untersuchungszeiträumen». An interessierten Teilnehmenden zumindest dürfte es nicht mangeln. Was Umfragen nämlich sicher zeigen: Sehr viele Menschen wollen etwas an ihren Big Five verändern.
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