Lourdes zieht Jahr für Jahr Scharen von Pilgern an. Darunter auch viele Kranke, die auf Genesung hoffen. Im südfranzösischen Städtchen melden sich pro Jahr 30 bis 40 Menschen, die nach dem Besuch wieder gesund geworden sein wollen, im eigens eingerichteten medizinischen Büro, erzählt Mediziner Rolf Theiss. Der frühere Chefarzt in Dortmund war Dutzende Male in Lourdes und gehört dem Internationalen Medizinischen Komitee von Lourdes (C.M.I.L.) an, das «Heilungen» prüft.
«Die wenigsten Fälle sind wirklich unerklärlich», sagt er. Viele scheiden laut Theiss von vornherein aus und landen gar nicht erst beim Komitee, etwa psychosomatische Krankheiten. Von rund 7000 Heilungen, die in Lourdes seit 1858 verzeichnet wurden, hat die Kirche 68 nach eingehender Prüfung als Wunder anerkannt – zuletzt 2012 den Fall der italienischen Ordensschwester Luigina Traverso, die an einer Beinlähmung litt.
Theiss kennt die Akte bis ins letzte Detail: 1965 war die Frau auf einer Bahre in den Gottesdienst getragen worden – und konnte dort den Fuss wieder bewegen. «Sie ist heute noch gesund», sagt Theiss. Eine medizinische Erklärung gebe es «nach dem heutigen Stand der Wissenschaft» nicht. Ein «Wunder»? Der Mediziner, selbst gläubig, ist davon überzeugt, dass es Spontanheilungen auch an anderen Orten der Welt geben kann.