Die Schweizer Firma Climeworks baut dafür in Island den grössten CO₂-Staubsauger der Welt. Kommende Woche soll die Anlage in Betrieb gehen und jährlich 4000 Tonnen CO₂ aus der Luft entfernen und im Untergrund speichern.
Climeworks ist führend bei der sogenannten «Direct Air Capturning»-Technologie, die CO₂ aus der Luft filtert. 2017 nahm sie in Hinwil die erste kommerzielle Anlage weltweit in Betrieb. Jetzt will das Unternehmen die nächste Stufe zünden. Und zwar in Island.
Dauerhafte Speicherung im Untergrund
Zusammen mit der isländischen Partnerfirma Carbfix will Climeworks in grossem Stil CO₂ aus der Luft filtern und dauerhaft im Boden speichern. Carbfix ist Pionier in der CO₂-Speicherung und hat ein Verfahren entwickelt, um das Klimagas im vulkanischen Gestein, dem Basalt, zu mineralisieren. Also in Stein umzuwandeln.
Carbfix konnte nachweisen, dass bereits nach zwei Jahren fast das gesamte in den Boden eingebrachte CO₂ mineralisiert und so dauerhaft im Untergrund gebunden bleibt. Ein Vorgang, der auch in der Natur passiert – nur wird er hier um ein Vielfaches beschleunigt.
Climeworks will die Volumen bald vervielfachen. Man sei in der Lage, innert drei bis vier Jahren die Kapazität um den Faktor 80 zu erhöhen. «Wir sehen dass wir bis 2050 mit dieser Technologie in eine Grössenordnung kommen können, wo wir einige Milliarden Tonnen CO₂ aus der Atmosphäre nehmen können», sagt Climeworks-Marketingleiter Daniel Egger. Was sich nach viel anhört, ist dennoch nur ein relativ geringer Prozentsatz der gut 40 Milliarden Tonnen CO₂, die heute jährlich emittiert werden.
Hoher Energieverbrauch
Das «Direct Air Capturing» benötigt viel Energie. Jede Tonne CO₂ die aus der Luft gefiltert wird, verbraucht 2500 Kilowattstunden Energie. Damit könnte man mit einem kompakten Elektroauto rund 17 000 Kilometer fahren. Fast um die halbe Welt.
Entscheidend für ihre Wirksamkeit ist deshalb, dass für die CO₂-Staubsauger ausschliesslich erneuerbare Energie verwendet wird. Island ist der perfekte Standort, weil hier Geothermie im Überfluss vorhanden ist.
Doch um CO₂ in klimarelevanten Grössenordnungen aus der Luft zu saugen, wird auch diese Energiequelle bei Weitem nicht reichen. Daniel Egger räumt ein, dass das Verfahren nur in Gebieten Sinn macht, wo es nicht in Konkurrenz mit anderen Energieverbrauchern stehe. Vorteil der CO₂-Staubsauger sei aber, dass sie standortunabhängig sind. «Wir können an Orte hingehen, wo die erneuerbare Energie sonst gar nicht genutzt werden könnte. Beispielsweise Wüstenregionen, welche keine Netzerschliessung haben.»
Vermeidung von CO₂ bleibt vorrangig
Klar ist: Die Technologie ist kein Freibrief, um weiterzumachen wie bisher. Die Schweiz will bis 2050 klimaneutral sein. Die Abkehr von fossilen Energieträgern ist dabei der zentrale Pfeiler.
Doch die langfristige Klimastrategie des Bundes geht davon aus, dass die Schweiz bis zum Jahr 2050 ihre Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 1990 nur um rund 90 Prozent vermindern kann. Die verbleibenden 10 Prozent müssten mit Negativemissionstechnologien ausgeglichen werden, welche das CO₂ dauerhaft aus der Atmosphäre entfernen.
Climeworks hat eine Lösung. Doch bis das CO₂ in relevanten Mengen aus der Atmosphäre gefiltert werden kann, ist noch ein langer Weg zu gehen.