«Inaccessible Island» ist, wie der Name sagt, eine unzugängliche, unbewohnte Insel mitten im Südatlantik. In dieser Einöde wird seit 30 Jahren der Abfall untersucht, der jährlich an den Küsten strandet.
2018 hat ein Forscherteam der Universität Kapstadt die angeschwemmten PET-Flaschen untersucht und nun die Ergebnisse ihrer Untersuchung veröffentlicht.
Bösewicht: Handelsschiffe?
Anhand des Datumsstempels bestimmten Forscher das Alter der Flaschen: Die meisten waren höchstens zwei Jahre alt und stammten aus China.
Daraus schlossen die Forscher: Dieser Plastikmüll ist nicht über die Flüsse ins Meer gespült worden und übers Wasser getrieben. Sondern chinesische Handelsschiffe würden die PET-Flaschen direkt ins Meer entsorgen.
Denn gemäss den Berechnungen der Forscher würde es mehrere Jahre dauern, bis eine Flasche aus einem chinesischen Fluss bei der abgelegenen Insel im Südatlantik strandet.
«Nichts bewiesen»
Diese Theorie habe einen Haken, sagt Bernhard Wehrli, Professor für Gewässerchemie an der ETH Zürich. «Die Forscher ziehen zum Beispiel nicht in Betracht, dass in Afrika gegenwärtig unglaublich viel gebaut wird – von chinesischen Firmen mit chinesischen Gastarbeitenden.»
Diese Baustellen würden zum Teil auch von chinesischen Kantinen versorgt. «Das heisst die Plastikflaschen könnten auch aus Afrika kommen.»
Dass teils auch chinesische Frachter entlang ihrer Handelsrouten PET direkt im Meer entsorgten, wolle er nicht in Abrede stellen, sagt Bernhard Wehrli. «Was mich aber stört, ist der Anspruch, dass man damit die eigentliche Quelle des Plastikmülls im Meer gefunden hat. Mit dieser Studie ist das aber nicht bewiesen.»
PET ist weltweit ein Problem
Trotzdem attestiert Wehrli der Untersuchung einen Nutzen. Denn sie richte den Fokus auf ein tatsächlich gravierendes Problem: den globalen Handel mit Wasser und Süssgetränken in PET-Flaschen.
Weltwelt werde jede Minute rund eine Million PET-Flaschen in Umlauf gebracht, also ungefähr fünfhundert Milliarden PET-Flaschen pro Jahr.
«Das ist eine unglaublich grosse Zahl», sagt Wehrli. «In der Schweiz haben wir das Thema einigermassen im Griff, dank Recycling und unseren Kehrichtverbrennungsanlagen. Aber weltweit ist das ein grosses Problem.»
Bernhard Wehrli plädiert, wie viele Umweltwissenschafter, für ein Umdenken. «Einwegplastik, das man kauft und anschliessend wegwirft, sollten wir nur dort einsetzen, wo es ein funktionierendes Entsorgungssystem gibt»
Für Schweizer Haushalte gebe es, zumindest beim Wasser, ohnehin eine viel einfachere Lösung: «Die beste Alternative ist es, aus dem Wasserhahn zu trinken.» Das sei wesentlich ökologischer, als Trinkwasser zu kaufen und nach Hause zu schleppen.