Klar: Schon auf den ersten Blick sind Elektroautos klimafreundlicher als Benziner und Dieselfahrzeuge. Ihr «Sprit» ist ja Strom.
Doch je nach Kraftwerk, das den Strom erzeugt, entstehen durchaus CO2-Emissionen. Auch bei der Herstellung und Entsorgung der Wagen und ihrer Batterien gelangt CO2 in die Luft.
Im Schnitt sauberer
Wie hoch diese versteckten Emissionen sind, hat ein internationales Forschungsteam in einer Studie im Magazin «Nature Sustainability» erstmals für die transportintensivsten Länder berechnet.
Hauptautor Florian Knobloch von der niederländischen Universität Nijmegen: «In den allermeisten Ländern verursachen Elektroautos schon heute unter dem Strich weniger CO2-Emissionen als Diesel- und Benzinautos.»
Grosses Kraftwerk, kleiner Verbrennungsmotor
Es gibt aber wenige Länder, wie zum Beispiel Polen, die ihren Strom grossmehrheitlich mit Kohlekraft gewinnen. Dort fahren Benziner und Dieselautos gemäss der neuen Analyse emissionsärmer als solche mit Stromantrieb. Denn Kohle ist eine riesige CO2-Schleuder.
Schon bei der Stromerzeugung mit Gas sei das anders, sagt Umweltwissenschaftler Florian Knobloch: «Selbst wenn ein Land seinen Strom ausschliesslich mit Gaskraftwerken gewinnen würde, wären Elektroautos dort klimafreundlicher unterwegs als konventionelle Autos.»
Der Grund: Ein grosses Gaskraftwerk arbeitet viel effizienter als ein kleiner Verbrennungsmotor im Auto. Daher verursacht es vergleichsweise weniger CO2.
Klimafreundliche Schweizer E-Autos
Am besten schneiden Elektroautos in Ländern ab, die wie Schweden einen hohen Anteil erneuerbarer Energien im Strommix haben. Oder in Ländern, die wie die Schweiz viel Wasserkraft nutzen. Hier beziffern die Forscher das CO2-Einsparpotential von Elektroautos auf 70 Prozent im Vergleich zu konventionellen Neuwagen.
Das gilt bereits heute. Bis im Jahr 2050 dürften die möglichen CO2-Einsparungen durch E-Autos in der Schweiz auf rund 90 Prozent steigen. Grund dafür ist, dass die Klimaziele künftig strenger werden und die Technologien effizienter.
Herumstehende Elektroautos nützen nichts
«Die neue Studie ist eine Bestätigung, dass Elektroautos hierzulande einen wichtigen Beitrag zur Reduktion der CO2-Emissionen des Verkehrs leisten», sagt Christoph Schreyer vom Bundesamt für Energie. Eine Studie des Paul-Scherrer-Instituts sei kürzlich zu ähnlichen Ergebnissen gekommen.
Kurt Egli vom Verkehrsclub der Schweiz warnt jedoch: «Elektroautos sind in der Schweiz noch zu oft als Zweitwagen im Einsatz. So haben sie eine viel zu kleine Laufleistung um das CO2-Defizit, das bei ihrer Herstellung entsteht, je herauszufahren. Sie sind daher noch nicht wirklich eine klimafreundliche Alternative.»
Das könnte sich ändern: Letztes Jahr war das Modell 3 von Tesla das schweizweit am viertbesten verkaufte Auto überhaupt. Dieses Auto ist zu teuer, um es als Zweitwagen herumstehen zu lassen.