Das katzengrosse Tier wirkt wie eine Kreuzung aus Maulwurf und dem Vogel Kiwi. Ein niederländischer Botaniker hat es erst 1961 entdeckt. Gleich nach dem ersten wissenschaftlichen Nachweis seiner Existenz ist der Langschnabeligel wieder abgetaucht und galt seither als verschollen, wenn nicht ausgestorben. Zwar berichteten Einheimische im Lauf der vergangenen Jahrzehnte immer wieder über Beobachtungen, aber niemandem gelang es, das Tier im Bild einzufangen.
Lohn mühevoller Vorarbeit
Dass Gison Morib es schliesslich geschafft hat, war das Ergebnis mühseliger Vorbereitung. Der Spezialist für Säugetierkunde gehörte zum 18-köpfigen Team der Expedition Cyclops, das die Artenvielfalt und Geologie des Gebirges an der Küste der indonesischen Provinz Papua erkundet hat.
Der Biologiestudent ist in der Nähe der «Zyklopenberge» aufgewachsen. Er wusste, dass die Mitglieder der Familie Echidna, der Ameisenigel, immer wieder zu denselben Futterplätzen zurückkehren. Bereits Monate vor Beginn der Expedition machte er sich auf die Suche. Und entdeckte schliesslich die charakteristischen Spuren, die Zaglossus attenboroughi hinterlässt, wenn er seinen langen Schnabel auf der Suche nach Würmern in den Boden steckt. An einem dieser Plätze hängte Gison Morib eine Kamerafalle auf. Und es freut Morib besonders, dass das Tier genau an dieser Stelle wieder auftauchte.
James Kempton von der Oxford University hat die Expedition geleitet. Wenn er von den vier Wochen auf der zweitgrössten Insel der Erde erzählt, gerät er ins Schwärmen – so viele bislang unbeschriebene Tierarten haben seine Kollegen und Kolleginnen und er gefunden. «Dabei sind die Cyclops Mountains mit 230 Quadratkilometern ein relativ kleines Gebirge.» Zu den Neufunden des Teams zählt eine Froschart aus der Familie der Papua-Engmaulfrösche sowie Dutzende Insektenarten. Wiederentdeckt haben die Forscher und Forscherinnen neben dem Langschnabeligel auch einen Vogel, der seit 2008 verschollen war: den Mayrhonigfresser.
Es sind oft unscheinbare Tierarten, die Forscherherzen höher schlagen lassen. Wie eine bislang unbekannte Garnele, die das Team fernab des Meeres entdeckte, dem Lebensraum ihrer nächsten Verwandten. Die Garnele ist kaum grösser als ein Reiskorn und kann sich mit Sprüngen von bis zu 120 Zentimeter Weite in Sicherheit bringen.
Es bleibt noch viel zu entdecken
So viele neue Arten die Cyclops-Expedition auch gefunden haben mag – sie hat das Fenster zur Artenvielfalt in diesem Teil der Welt gerade einmal einen Spaltbreit geöffnet. «Neuguinea ist die Insel mit der weltweit grössten Biodiversität», sagt James Kempton, «83 Prozent der Regenwälder Neuguineas sind noch intakt.»
Projekte wie unseres zeigen der Welt die Schätze, die es nach wie vor gibt.
Das sei bemerkenswert – gerade angesichts der ökologischen Katastrophen, die sich in den Regenwäldern des Kongo und am Amazonas abspielen. «Projekte wie unseres zeigen der Welt die Schätze, die es nach wie vor gibt», sagt der Biologe, «wir müssen uns jetzt für den Schutz der Regenwälder einsetzen, weil es noch so viel mehr zu entdecken, ja allein wiederzuentdecken gibt.»