Die einen gehen einfach «schlafen». Was entspannend klingt, ist vielmehr ein Leben auf Messers Schneide: Winterschläfer wie die Murmeltiere in den Alpen kühlen ihre Körper bis auf wenige Grad über null ab und heizen sich kurz vor dem sicheren Erfrierungstod dann wieder etwas auf. So zehren die Murmeli während rund sechs Monaten von ihren Fettreserven in einer Art Zustand zwischen Leben und Tod – um im Frühling oft völlig ausgezehrt und müde wieder ins Leben zurückzukehren.
Die Schwächsten unter ihnen schaffen es oft nicht durch den Winter. Sie sterben. Alles in allem funktioniert die Überlebensstrategie der Winterschläfer. Sie können so ihre Art erhalten.
Nur: Längst nicht alle Tiere draussen verabschieden sich in den Winterschlaf. Frieren die nicht?
Der Schneehase bleibt aktiv
Die weissen Verwandten der Feldhasen leben bei uns hoch oben im Gebirge. Sie sind sogenannte «Eiszeitrelikte», übrig geblieben aus der letzten Kaltzeit vor mehr als 10'000 Jahren. Die Schneehasen mögen es also kalt – und sind auch bestens dafür ausgerüstet. Ein dickes Fell mit Lufteinschlüssen in den Haaren schützt sie vor dem Erfrieren.
Nicht einmal eine Höhle braucht ein Schneehase zum Schlafen. Er setzt sich an eine etwas geschützte Stelle, etwa unter einen Stein oder Baumstamm – und harrt der Dinge, die da kommen mögen. Dabei kann er seinen Körper einige Grad abkühlen und spart so viel Energie, die er sonst zum Heizen des Körpers verbrauchen würde.
Die Nahrung gut verwerten
Andere finden im Winter gar nichts mehr zu fressen und verabschieden sich deshalb in den Winterschlaf. Viele Tiere, wie etwa Rehe, Hirsche, Gämsen, aber auch Füchse und Dachse sind auf Futter angewiesen und finden dieses auch. Aber der Tisch ist im Winter alles andere als reich gedeckt. So auch für den Schneehasen: Im Sommer frisst er gerne frische Gräser und Kräuter – im Winter muss er auf harte Kost wie Rinde, Knospen und Tannennadeln umstellen.
Um die Energie daraus möglichst optimal zu nutzen, hat der Schneehase eine besondere Strategie: Er wird zu einer Art Wiederkäuer – allerdings in spezieller Manier. Er frisst nämlich seinen eigenen Kot mehrmals wieder – direkt vom Anus, um möglichst alle Energie darin auszunutzen. Was für uns eklig klingt, ist für ihn normal und überlebenswichtig.
Winterruhe: ein Zwischending
Neben aktiv bleiben und Winterschlaf gibt es noch eine dritte Strategie: Die Winterruhe, wie sie etwa der Dachs pflegt. Das schwarz-weiss gestreifte Tier, das mittlerweile ein Kulturfolger geworden ist und auch mitten unter uns in Parks und Gärten lebt, ist generell aktiv.
Er sucht täglich nach Futter. Wenn aber der Boden hart gefroren und zugeschneit ist, dann kann er sich tagelang in seine Höhle zurückziehen und den Körper herunterfahren. So sitzt er die härteste Zeit steif und starr aus – und zehrt von seinen Reserven.
Aber kalt ist es ja trotzdem
Den ganzen Tag draussen verbringen oder in einer Höhle mit wenigen Grad über null – für uns Menschen wäre das lebensbedrohlich. Wir sind an ein warmes Klima angepasst – Frieren ist das Warnsignal, das uns vor Kälte schützen soll, weil wir uns sonst verletzen oder gar sterben.
Tiere aber, die an die Kälte angepasst sind und diese auch überleben können, müssen biologisch gesehen nicht frieren, zumindest nicht gleich wie der Mensch. Nur wenn die Kälte bedrohlich wird, um sich davor zu schützen – und da hat jedes Lebewesen eine andere Schwelle. Gut angepasste Tiere müssen im Winter also nicht jämmerlich frieren draussen.