Man geht davon aus, dass im ehemaligen Depot Mitholz noch bis zu 3500 Tonnen Munition liegen. Es handelt sich dabei vor allem um schwere Granaten für Mörser und Kanonen. Den grössten Teil des Gewichts machen die Hülsen aus. So bleiben insgesamt rund 350 Tonnen reiner Sprengstoff, hauptsächlich das hochbrisante Trinitrotoluol (TNT) und dessen Abbauprodukte.
Bundesrat und Parlament haben letztes Jahr beschlossen, das Munitionsdepot Mitholz vollständig zu räumen. Die Vorbereitungen laufen bereits. Die eigentliche Räumung soll im Jahr 2030 beginnen und in den 2040er-Jahren abgeschlossen sein. Darum kümmern sich jetzt Experten der Armasuisse.
Explosive Rosthaufen
Es ist an sich schon eine heikle Sache, Granaten zu öffnen. Für die Experten ist es daher umso wichtiger, zu wissen, womit sie es zu tun haben. Doch das ist beim Material aus Mitholz längst nicht immer der Fall. Vieles ist bis zur Unkenntlichkeit ramponiert.«Es ist nicht immer einfach, die Stücke zu identifizieren», sagt der Laborleiter Patrick Folly. Manche der Granaten sind nach Jahrzehnten zu regelrechten Rosthaufen geworden.
«Wir helfen uns mit einer Röntgenanlage. Auch zählt die Erfahrung von Mitarbeitern oder von Minenräumern.» Ausserdem ist das Munitionslager Mitholz historisch gut dokumentiert: Von den unterschiedlichen Munitionstypen hat man alte Baupläne. Und die Armee hat über die Bestände im Depot Buch geführt.
Um Mitholz zu räumen, muss man es aber ganz genau wissen. Die Frage lautet vor allem: In welchem Zustand sind die Sprengstoffe heute? Die Hitze des Brandes bei der Katastrophe sowie die Feuchtigkeit und Temperaturunterschiede seither – all dies kann die Sprengstoffe verändert haben. Manches davon ist umso gefährlicher geworden. Anderes wurde harmloser. «Es kann in beide Richtungen gehen», sagt Folly. «Deshalb müssen wir immer sorgfältig sein».
Explosionsgefahr durch Steinschlag
Die Minenräumer der Armee haben in den letzten Jahren viele Proben gesammelt. Die Geschosse werden in der Werkstatt zerlegt und winzige Proben des Sprengstoffes gehen danach ins Labor.
Hier kommen die Stoffe unter den Hammer – im wahrsten Sinne. Der Chemielaborant Marc Leubin testet winzige Mengen mit einem Fallhammer. «Wir lassen ein definiertes Gewicht, in diesem Fall zwei Kilo, aus einer bestimmten Höhe fallen», sagt Leubin. Und lässt es knallen. «Wenn man dann die Rückstände untersucht, sieht und riecht man, dass das Material gezündet hat.»
Solche und weitere Tests geben Rückschlüsse auf den Zustand der Sprengstoffe. Welchen Schlag oder Druck ein Stoff aushält, bevor er explodiert, ist im Fall von Mitholz besonders von Interesse. Denn in den Stollen droht Steinschlag, etwa bei Erdbeben. Dies gilt als das grösste Risiko. Dass es ohne äusseren Einfluss zu Explosionen kommen könnte, ist aber eher unwahrscheinlich.
Die Experten der Armasuisse haben bereits sämtliche Voruntersuchungen zu Mitholz mit ihren Tests und Analysen begleitet. Und sie werden auch die eigentliche Räumung überwachen – bis der letzte Rest dieser explosiven Altlast aufgeräumt ist.