Die Gletscher in den Alpen ziehen sich zurück und hinterlassen eine unwirtliche Landschaft. Doch dann passiert Erstaunliches: Innerhalb weniger Jahre verwandeln sich die Geröllwüsten in blühende Natur. In einer Studie hat ein Team der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL am Dammagletscher in den Urner Alpen erstmals das gesamte Artenspektrum im Boden eines Gletschervorfelds analysiert: Bakterien, Pilze, Algen.
Artenreichtum innerhalb weniger Jahre
Zwischen 1000 und 1300 Arten haben die Forschenden in 144 Bodenproben gefunden – obwohl dort, wo vor einigen Jahren noch Eis war, lebensnotwendiger Kohlen- und Stickstoff fast vollständig fehlten. Doch die Pioniere, Cyanobakterien und Grünalgen, holen sich die benötigten Stoffe aus der Luft und dem geschmolzenen Gletschereis.
Mit Hilfe von Sonnenlicht produzieren sie neue Organismen. Sterben diese, reichern sie als Nährstoffe den Boden an. Andere Organismen folgen. Wie sich ein solches Biotop weiterentwickelt, zeigt ein Blick in Richtung Tal: Zuerst besiedeln Moose und Flechten das ehemals vereiste Tal, dann Kräuter und Sträucher, bis nach über 100 Jahren auch Bäume wachsen.