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Natur & Tiere Vernachlässigt, gequält – und depressiv

Obwohl Esel für die arme Bevölkerung Pakistans enorm wichtige Arbeitstiere sind, werden sie schlecht behandelt. Der pakistanische Nutztierforscher Muhammad Tariq untersuchte, wie es den Eseln in der Provinz Punjab geht – mit deprimierendem Ergebnis.

Muhammad Tariq, Sie haben in Ihrer Studie das Wohlergehen von 1200 Arbeitseseln und Maultieren untersucht. Was kam dabei heraus?

Muhammad Tariq: Mehr als die Hälfte der Esel ist depressiv. Das schliessen wir aus ihrem Verhalten. Wenn wir uns genähert haben und das Tier teilnahmslos blieb und den Kopf gesenkt hielt, zum Beispiel. Ausserdem verschmähen depressive Tiere Futter und Wasser. Und sie verlieren das Interesse an Sex.

Ein Drittel der Tiere reagierte kaum, wenn sich jemand näherte. Warum?

Studien-Anordnung

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Für die Studie wurde ein standardisiertes Protokoll verwendet. Dabei wurde zum Beispiel der Zustand des Fells und der Beine bewertet. Ausserdem wurde geschaut, wie sich die Tiere verhalten, wenn sich ein Forscher nähert, wie sie den Schwanz bewegen, oder ob sie Narben von den Haltestricken oder Brandmale haben.

Esel sind sehr stoisch. Sie zeigen Schmerzen oder Angst viel weniger als zum Beispiel Pferde. Selbst wenn sie schwer krank sind, ist oft das einzige Symptom, das den Halter alarmieren könnte, eine minimale Verhaltensänderung. Esel drücken auch viel weniger aus, wenn sie verängstigt sind. Sie haben nicht den Fluchtreflex von Pferden und geraten auch nicht so schnell in Panik. Das kann dazu führen, dass ihre Stimmung falsch eingeschätzt wird. Ein ängstliches Pferd zeigt seine Angst klar, aber ein ängstlicher Esel streckt sich höchstens ein bisschen, weitet vielleicht die Augen und erweckt so den Eindruck, als sei er besonders interessiert.

Wie wichtig sind Esel und Maultiere für die Bevölkerung und die Wirtschaft im Punjab?

Sehr wichtig: Gemäss Regierungsangaben gibt es in Pakistan derzeit 4,3 Millionen Esel und 340‘000 Maultiere, die als Arbeitstiere gehalten werden. In den letzten zehn Jahren hat dieser Bestand um 20 Prozent zugenommen. Viele arme Familien, die in Slums an den Rändern grosser Städte wohnen, sind für ihren Lebensunterhalt auf Esel angewiesen. Die Esel eignen sich gut, um Waren in die Städte zu transportieren; sie können sehr lange arbeiten und sind gesundheitlich robust. Ausserdem sind sie ein günstiges Transportmittel: die Preise für Benzin sind sehr hoch. Esel spielen deshalb für das Einkommen dieser Leute eine Schlüsselrolle.

Wenn Esel und Maultiere so wichtig sind – warum werden sie dann nicht besser behandelt?

Das ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen. Weil der Esel das günstigste oder einzige überhaupt erschwingliche Arbeitstier ist, gilt er als Tier der Armen. Kühe, Büffel und Kamele werden nicht nur als Arbeitstiere gehalten, sondern auch für Milch, Fleisch und Leder genutzt. Sogar ihr Dung wird für verschiedene Zwecke eingesetzt. Die Nebenprodukte von Eseln werden jedoch normalerweise nicht verwertet. Auch deshalb hat der Esel einen niederen Status. Esel werden vernachlässigt, geschlagen und immer überladen. Sie sind in vielen Teilen der Welt das am meisten misshandelte Tier.

Sind Verbesserungen in Sicht?

Die Besitzer wissen normalerweise nicht, wie sie ihre Tiere besser halten könnten. Unwissenheit in Verbindung mit Armut ist sehr schwer zu überwinden. Praktisch alle Besitzer sind extrem arm, was eine Verbesserung des Zustands der Esel sehr unwahrscheinlich macht. Wir möchten die Besitzer gerne aufklären und ihnen zeigen, wie sie das Wohlbefinden und damit die Leistungsfähigkeit ihrer Tiere verbessern können. So dass es nicht nur den Tieren, sondern letztlich auch den Menschen besser geht.

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