Rosen aus Kenia, Tulpen aus den Niederlanden oder Chrysanthemen aus Kolumbien – mehrere Hundertmillionen Blumen reisen um die Welt, um pünktlich zum Valentinstag die Herzen zu erobern. Der internationale Handel von Schnittblumen ist ein weltweit florierendes Geschäft – und gleichzeitig ein potenzieller Gefahrenherd für die Einschleppung fremder Arten.
Wie eine aktuelle Studie in der Fachzeitschrift «Bioscience» mit Daten von den letzten zwei Jahrzehnten aus Grossbritannien und den Niederlanden nun zeigt, versteckt sich in der importierten Blumenware hin und wieder ein «blinder Passagier»: So tauchte etwa jeweils ein exotischer Frosch in Rosen aus Kolumbien und in falschen Paradiesvogelblumen aus der Elfenbeinküste auf.
Ein quakender Globetrotter
«Ich war damals völlig überrascht, als ich einen kleinen, normalerweise nur in den Anden heimischen Laubfrosch plötzlich im Blumenladen mitten in der britischen Stadt Sheffield entdeckte», erinnert sich der Zoologe Silviu Petrovan von der University of Cambridge.
Zuvor hatte der Amphibien-Experte nur Frösche und Kröten in frischen Lebensmittellieferungen wie Spinat oder Salat gefunden, bei denen es sich aber meist um unspektakuläre Allerweltarten aus Spanien handelte.
Der Winzling «Dendrosophus norandinus» mit den grossen, neugierig aussehenden Augen flog als Frachtgut von Kolumbien über Ecuador bis nach England mit. Dieser seltene Fund im Rosenstrauss aus dem Jahr 2016 veranlasste die Fachleute erstmals systematisch nach weiteren durch Schnittblumen und Zierpflanzen mitgebrachten Tieren zu suchen.
Insgesamt fast 60 Fälle von grösseren Wirbeltieren in Pflanzenimporten konnte das Team identifizieren. Aus Costa Rica kamen beispielsweise über Zierpflanzen verschiedene Geckos und zwei Riesenkröten nach Europa. Aber auch eine für den Menschen giftige Eidechsennatter aus Portugal erschien durch den Handel mit Pflanzen auf einmal im hohen Norden. Zudem stellten die Forschenden zwei ungiftige Baumschlangen aus Mittelamerika sowie eine ebenfalls nicht giftige Schlange aus Südostasien fest.
Rote Rosen aus Afrika
Besonders zum Valentinstag sind viele Flugzeuge mit Blumen unterwegs. Allein vom Flughafen in Nairobi werden gemäss Swissport International für die Zeit um den 14. Februar mehr als 250 Millionen Blumen mit 35 zusätzlichen Frachtflügen zu den weltweiten Destinationen transportiert.
Auch in der Schweiz sind Rosen aus Kenia sehr beliebt. So wurden im vergangenen Jahr über 3000 Tonnen Rosen im Wert von knapp 25 Millionen Franken von dort zu uns eingeführt. Das geht aus der Statistik des Bundesamts für Zoll und Grenzsicherheit hervor. Meistens werden die Rosen aber zuerst an einen anderen grossen Cargo-Hub etwa an den Flughafen in Amsterdam geliefert und kommen danach per Kühl-LKW zu uns.
Um möglichst keine grossen Überraschungen mit eingeschleppten Tieren am Zielort zu haben, werden in Kenia die Blumen schon bei der Ernte, beim Verpacken und beim Verladen kontrolliert. Darüber hinaus wird etwa am Flughafen in Nairobi jeder einzelne Karton mittels grossvolumiger Frachtröntgengeräte gescannt.
Wenn bereits ein kleiner, fragiler Frosch tausende Kilometer bis nach England überlebt, können dies auch noch ganz andere Tiere schaffen.
Dennoch warnt der Forscher Silviu Petrovan, dass man bei den riesigen Menge von Pflanzenimporten noch mehr aufpassen sollte: «Wenn bereits ein kleiner, fragiler Frosch tausende Kilometer bis nach England überlebt, können dies auch noch ganz andere Tiere schaffen.»