Das Problem: Sogenanntes Buschfleisch bezeichnet das Fleisch von Wildtieren wie Affen, Schlangen und Nagern. Dieses ist in einigen Ländern Afrikas eine wichtige Nahrungsquelle für die ländliche Bevölkerung und eine Delikatesse für Menschen in den Städten. Viele empfinden das Fleisch aus dem Wald als gesünder und bevorzugen den Geschmack zu jenem von Zuchttieren. Und da Essen überall auf der Welt mit der eigenen Identität verbunden ist, wird Wildtierfleisch auch exportiert: von Kinshasa und Douala nach Brüssel, Paris und Zürich. Das ist aus Gründen des Artenschutzes und der Hygiene aber verboten. Abseits des streng regulierten kommerziellen Handels darf weder Wild- noch Zuchttierfleisch in die EU und die Schweiz eingeführt werden. Geldstrafen gibt es aber nur bei der illegalen Einfuhr von Tieren, die nach dem internationalen Artenschutzübereinkommen, kurz CITES, geschützt sind.
Die Bedeutung für den Artenschutz: Bei einem laufenden Projekt in Belgien bestimmen Forschende mithilfe von DNA-Analysen die Tierarten von am Brüsseler Flughafen konfisziertem Fleisch. Von 208 Proben aus den ersten sechs Monaten des Projektes kamen 70 Prozent von Nutztieren, die restlichen 30 Prozent von Wildtieren. Davon stammten sechs Proben von geschützten Tieren. «Vielleicht zieht der internationale Handel Arten an, die einen höheren Wert haben und sie haben einen höheren Wert, weil sie gefährdet sind», sagt Veterinärmedizinerin und Epidemiologin Anne-Lise Chaber.
Gesundheitsgefahr durch Wildfleisch: Es kann eine Gesundheitsgefahr bestehen, muss aber nicht. Schlechte Hygienemassnahmen bei der Verarbeitung und lange Transportwege sind Risiken dafür. Und können zu Bakterienbefall und Nahrungsmittelvergiftungen führen. In Untersuchungen von Wildfleisch wurde auch die Präsenz von Viren wie Affenpocken und Afrikanische Schweinepest nachgewiesen. Der Grossteil des exportierten Fleisches ist aber geräuchert, was Keime meist abtötet. Wahrscheinlicher ist, dass in den Herkunftsländern Erreger beim Verarbeiten der frisch erlegten Tiere auf den Menschen übergehen.
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Bild 1 von 5Legende: Zwei Jäger waren eine Woche im Wald von Yangambi in der Demokratischen Republik Kongo unterwegs. Sie sagen, sie finden immer weniger grosse Tiere. Nyani Quarmyne
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Bild 2 von 5Legende: In Brüssel bietet eine Verkäuferin heimlich in ihrem kleinen Laden einen geräucherten Affen an. Sie verlangt dafür 80 Euro. Die Jäger in der Demokratischen Republik Kongo bekommen dafür gerade einmal zwei Euro. Nyani Quarmyne
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Bild 3 von 5Legende: Eine Reisende aus Kinshasa wird am Flughafen von Brüssel kontrolliert und mit Schildkröten- und Krokodilfleisch erwischt. Das Fleisch war als Delikatesse für das Festmahl bei der Hochzeit ihrer Schwester gedacht. Nyani Quarmyne
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Bild 4 von 5Legende: Am Flughafen Brüssel werden von beschlagnahmten Schildkröten Proben genommen. Die Untersuchung ist Teil eines Projektes, das von der belgischen Behörde für Volksgesundheit, Sicherheit der Nahrungsmittelkette und Umwelt initiiert wurde. Das Projektziel ist es, einen besseren Überblick über nach Belgien eingeführtes Fleisch zu bekommen. Nyani Quarmyne
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Bild 5 von 5Legende: Mit einem heissen Eisen wird das Fell einer Katze versengt, bevor diese von dem Metzger auf einem Buschfleischmarkt in Ghanas Hauptstadt Accra ausgenommen wird. Dieser Prozess trägt zum rauchigen Geschmack bei, der dieses Fleisch unter anderem so beliebt macht. Nyani Quarmyne
Das kann getan werden: Die Konsumentinnen und Konsumenten müssen in die Diskussion mit einbezogen werden, findet EU-Biosurveillance-Expertin Sandrella Morrison-Lanjouw. Sie befragte für eine Studie Ghanaerinnen und Ghanaer in Amsterdam zu ihrem Wildfleischkonsum. Ohne Einbezug wird von Regierungen die importierte Menge unterschätzt und das Wissen über mögliche Erreger bleibt lückenhaft.
Auch müssen die Herkunftsländer des Fleisches in puncto Artenschutz und Biosicherheit mehr unternehmen, finden Befragte, die in Frankreich und Belgien leben und in Kamerun und Kongo geboren wurden. Nur so können überhaupt nachhaltige und sichere Voraussetzungen für einen möglichen Import nach Europa geschaffen werden. Der Ablauf für die Personen der Grenzkontrolle müsse vereinfacht werden, so die Epidemiologin Chaber. Eine Lösung könnte die Selbstkontrolle sein. In Australien müssen die Reisenden noch im Flugzeug eine Karte ausfüllen. Darauf muss angekreuzt werden, ob man Fleisch dabei hat. Kreuzt man nein an und wird doch damit erwischt, muss man eine hohe Geldstrafe fürs Lügen bezahlen.