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Neue Wettersatelliten für genauere Prognosen
Aus Wissenschaftsmagazin vom 10.12.2022. Bild: Imago / Zuma Wire
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Bessere Wettervorhersage Eine neue Generation Wettersatelliten soll Leben retten

Der erste einer neuen Generation Wettersatelliten startet morgen ins All. Die Erwartungen an eine bessere Wettervorhersage sind hoch – zu Recht?

Alles altert, auch Wettersatelliten. Deswegen wird morgen der erste Satellit einer neuen Generation ins All gebracht – die «Meteosat Third Generation», kurz MTG, der europäischen Agentur für Wettersatelliten, EUMETSAT.

Das gesamte System, bestehend aus drei Satelliten, wird ab 2026 im Einsatz sein. 36'000 Kilometer über der Erde, werden sie auf unser Wetter schauen – genauer: auf unsere Unwetter.

Die drei MTG-Meteosatelliten blicken auf die Erde.
Legende: Am 13. Dezember abends wird der erste dieser drei Satelliten ins All geschossen. Das Trio soll ab 2026 die Wetterprognose für Europa stark verbessern. Esa

Joachim Saalmüller hat die Entwicklung der neuen Meteosatelliten eng begleitet. Bei EUMETSAT leitet er die Abteilung für Anwenderunterstützung und Klimadienste, welche die nationalen Wetterdienste mit Daten beliefert, auch jenen der Schweiz. «Bei der neuen Generation geht es darum, die Vorhersage vor allem von Gewittern und damit einhergehendem Hagel oder Starkregen zu stärken. Die kurzfristige Wettervorhersage wird insgesamt signifikant verbessert. »

Die ersten Minuten können Leben retten

Die Kurzfristvorhersage, diese ersten Minuten bis rund sechs Stunden der Wettervorhersage, sind entscheidend bei der Warnung vor Unwettern. In Zeiten des Klimawandels, wo Stürme oder Starkregen immer öfter Opfer fordern, kann das entscheidend sein. Deshalb sei MTG das komplexeste und innovativste Wettersatellitensystem, das für Europa je gebaut wurde, behauptet EUMETSAT. Mehrere Milliarden Euro werden investiert. Ob sich das auszahlt?

Meteorologinnen und Meteorologen setzen jedenfalls grosse Hoffnungen in die neue Satellitengeneration. So auch Marco Gaia, Leiter der Regionalzentrale Süd vom Schweizer Wetterdienst MeteoSchweiz. Gerade bei Gewittern, die explosionsartig entstehen können, gehe es oft um jede Minute. «Das neue Satelliten-System wird uns Meteorologen erlauben, in Gewittersituationen die Polizei oder die Behörden auch nur um ein paar Minuten früher zu warnen.» Das könne unter Umständen Leben retten.

Schichtmodell der Informationen, die die MTG-Satelliten liefern.
Legende: Die Instrumente an Bord der neuen Satelliten blicken aus dem All auf die Erde und geben Aufschlüsse über Blitzaktivitäten, Wärmebewegung, Winde und die Zusammensetzung der Atmosphäre. Eumetsat

Zwei unterschiedliche Satellitentypen sollen dafür einst Hand in Hand zusammenarbeiten: Ein Satellit, der Bilder macht – der sogenannte Imager-Satellit – und einer, der unsere Atmosphäre mit Infrarot durchleuchtet – der Sounder. Sie senden bis zu 50 Mal mehr Daten zur Erde als bisher. Häufigere und auch präzisere Daten, beispielsweise von Wolkenbildung, Temperaturveränderungen oder Feuchtigkeitsentwicklung, die alle in die Vorhersagemodelle der Wetterdienste einfliessen.

Der Imager: Neu mit Blitz-Detektor im Weltall

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Legende: Eumetsat

Der Imager-Satellit MTG-I1hat neben seiner stark verbesserten Kamera ein Novum an Bord: ein Instrument, das aus dem Weltall Blitze messen kann – dadurch kann die Intensivierung von Unwettern besser erkannt werden und zum Beispiel Pilot:innen genauer gewarnt werden. Daneben machen andere spezielle Kameras auf dem Satelliten alle zehn Minuten ein Abbild von Europa und Afrika und gibt zum Beispiel Informationen über Wolken und ihre Eigenschaften sowie über Waldbrände und die am Boden verfügbare Solarstrahlung.

Der zweite Imager-Satellit, der voraussichtlich 2025 ins All gebracht wird, wird sogar alle zweieinhalb Minuten ein Bild machen, aber nur über Europa – dies wird entscheidende Informationen geben, um sich sehr schnell entwickelnde Gewitterstürme über Europa einschätzen zu können.

Bevor es so weit ist, dauert es noch etwas. Der Imager-Satellit startet zwar nächste Woche, seinen vollen Datenstrom wird er allerdings erst Ende nächstes Jahr an alle Nutzer schicken. Kurze Zeit später soll auch der Sounder ins All geschossen werden. Ein dritter Satellit, wieder ein Imager, wird das System vervollständigen und ab 2026 soll das Trio die europäische Wettervorhersage in ein neues Zeitalter führen.

Der Sounder: Mit Infrarot durch die Atmosphäre

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Der Sounder hat eine Infrarot-Kamera an Bord und kann damit die Atmosphäre vertikal vermessen. Ein besonders wichtiges Novum, sagt Meteorologe Marco Gaia, denn «matchentscheidend für die Meteorologie ist nicht nur, wie sich die Temperatur am Boden verteilt, also auf der Horizontalen in zwei Dimensionen, sondern auch wie sich die Temperatur in der Höhe bis zu zehn bis 15 Kilometer verteilt».

Zwar wird heute schon in die Höhe gemessen, jedoch von einem Satelliten, der nur alle paar Stunden über Europa und die Schweiz hinwegfliegt. Der neue Sounder bleibt hingegen fest an einer Position über dem Äquator stehen und kann die Entwicklung von Wetterphänomenen viel genauer dokumentieren.

Wissenschaftsmagazin, 10.12.2022, 12:40 Uhr

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