Alles altert, auch Wettersatelliten. Deswegen wird morgen der erste Satellit einer neuen Generation ins All gebracht – die «Meteosat Third Generation», kurz MTG, der europäischen Agentur für Wettersatelliten, EUMETSAT.
Das gesamte System, bestehend aus drei Satelliten, wird ab 2026 im Einsatz sein. 36'000 Kilometer über der Erde, werden sie auf unser Wetter schauen – genauer: auf unsere Unwetter.
Joachim Saalmüller hat die Entwicklung der neuen Meteosatelliten eng begleitet. Bei EUMETSAT leitet er die Abteilung für Anwenderunterstützung und Klimadienste, welche die nationalen Wetterdienste mit Daten beliefert, auch jenen der Schweiz. «Bei der neuen Generation geht es darum, die Vorhersage vor allem von Gewittern und damit einhergehendem Hagel oder Starkregen zu stärken. Die kurzfristige Wettervorhersage wird insgesamt signifikant verbessert. »
Die ersten Minuten können Leben retten
Die Kurzfristvorhersage, diese ersten Minuten bis rund sechs Stunden der Wettervorhersage, sind entscheidend bei der Warnung vor Unwettern. In Zeiten des Klimawandels, wo Stürme oder Starkregen immer öfter Opfer fordern, kann das entscheidend sein. Deshalb sei MTG das komplexeste und innovativste Wettersatellitensystem, das für Europa je gebaut wurde, behauptet EUMETSAT. Mehrere Milliarden Euro werden investiert. Ob sich das auszahlt?
Meteorologinnen und Meteorologen setzen jedenfalls grosse Hoffnungen in die neue Satellitengeneration. So auch Marco Gaia, Leiter der Regionalzentrale Süd vom Schweizer Wetterdienst MeteoSchweiz. Gerade bei Gewittern, die explosionsartig entstehen können, gehe es oft um jede Minute. «Das neue Satelliten-System wird uns Meteorologen erlauben, in Gewittersituationen die Polizei oder die Behörden auch nur um ein paar Minuten früher zu warnen.» Das könne unter Umständen Leben retten.
Zwei unterschiedliche Satellitentypen sollen dafür einst Hand in Hand zusammenarbeiten: Ein Satellit, der Bilder macht – der sogenannte Imager-Satellit – und einer, der unsere Atmosphäre mit Infrarot durchleuchtet – der Sounder. Sie senden bis zu 50 Mal mehr Daten zur Erde als bisher. Häufigere und auch präzisere Daten, beispielsweise von Wolkenbildung, Temperaturveränderungen oder Feuchtigkeitsentwicklung, die alle in die Vorhersagemodelle der Wetterdienste einfliessen.
Bevor es so weit ist, dauert es noch etwas. Der Imager-Satellit startet zwar nächste Woche, seinen vollen Datenstrom wird er allerdings erst Ende nächstes Jahr an alle Nutzer schicken. Kurze Zeit später soll auch der Sounder ins All geschossen werden. Ein dritter Satellit, wieder ein Imager, wird das System vervollständigen und ab 2026 soll das Trio die europäische Wettervorhersage in ein neues Zeitalter führen.