Ob in der Schul-Sprechstunde oder im Selbsthilfe-Buch: Die Frage, wie viel Zeit am Smartphone zu viel ist, sorgt für Kopfzerbrechen. Besonders Eltern plagt die Sorge, ihre Kinder ans Smartphone und an die sozialen Medien zu verlieren. Was tun?
So erkennt man einen problematischen Umgang mit dem Smartphone
Alleine die Zeitdauer macht es nicht aus: Jemand kann vier Stunden auf dem Smartphone Zeitung lesen und das Gerät anschliessend mit einem guten Gefühl aus den Händen legen. Jemand anderes scrollt sich derweil 30 Minuten durch die sozialen Medien und bleibt mit nichts als Ärger über die verlorene Zeit zurück.
Etwas vereinfachend liessen sich drei Faktoren erkennen, die auf einen problematischen Umgang mit dem Smartphone hindeuten, erklärt Domenic Schnoz von der Gesundheitsstiftung Radix: «Wenn man die Kontrolle über den Konsum verliert, wenn der Konsum schädliche Auswirkungen hat – zum Beispiel zu wiederholtem Streit mit der Familie oder Problemen in der Schule führt – und wenn der Konsum wichtiger wird als Dinge wie Hobbies oder Freundschaften.»
Was tun, wenn man ein Problem hat?
Es gibt keine One-Size-Fits-All-Lösung – weder für die betroffenen Personen noch für die Apps, die sie ans Smartphone fesseln. Soziale Medien etwa funktionieren nach verschiedenen Prinzipien. TikTok bindet unsere Aufmerksamkeit mit anderen Mitteln als YouTube oder Instagram.
«Vielen Leuten hilft es, sich bei den Apps ein Zeit-Limit zu setzen, die viel ihrer Zeit fressen», weiss Domenic Schnoz. Dort sollte man ausserdem die Benachrichtigungen ausschalten, die einen sonst immer wieder zurück ans Gerät locken. Und es könne helfen, den Bildschirm auf schwarz-weiss zu stellen, weil das Gerät so an Attraktivität verliere.
Hilfreich sei auch ein Konsumtagebuch: «Darin hält man täglich fest, wie viel Zeit man mit dem Smartphone verbracht hat, was man genau gemacht hat und wie man sich dabei gefühlt hat», so Schnoz. Das helfe nicht nur, den Überblick über den Konsum zu behalten, sondern auch das eigene Verhalten zu reflektieren.
Soll man Apps löschen oder gleich ganz aufs Smartphone verzichten?
Einzelne Apps sollte man nur löschen, wenn man sicher ist, dass man sie nie mehr brauchen wird, sagt Domenic Schnoz. «Sonst installiert man sie bloss früher oder später wieder und hat dabei das schlechte Gefühl, versagt zu haben.»
Darum sei es besser, kleine Schritte zu machen, die sich nachhaltig umsetzen lassen. Aus dem gleichen Grund raten viele Expertinnen und Experten auch davon ab, ganz aufs Smartphone verzichten zu wollen. Denn das Gerät lässt sich aus dem Alltag der meisten Menschen nicht mehr wegdenken – und hat dort durchaus seinen Nutzen.
Was sollten Eltern besonders beachten?
Der richtige Umgang mit dem Smartphone ist in vielen Familien ein Dauer-Reizthema. Doch zu viel Sorge um das psychische Wohl des Nachwuchses kann diesem auch schaden: Die ständige Kritik gibt dem Kind das Gefühl, es mache alles falsch und sei schuld am Streit in der Familie.
Besser sei es, den Smartphone-Konsum entspannt, aber regelmässig mit dem Nachwuchs zu diskutieren: «Interessieren Sie sich dafür, was ihr Kind auf dem Gerät macht und versuchen Sie, Regeln festzulegen, welche Inhalte zu welchen Zeiten wie lange konsumiert werden dürfen», rät Domenic Schnoz.
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Und der Sucht-Experte ergänzt: «Vergessen Sie dabei nicht, auch die positiven Seiten des Smartphones und der sozialen Medien zu thematisieren.» Denn wenn immer nur abwertend über die neuen Technologien gesprochen werde, könne das beim Kind schnell zu einer Abwehrreaktion führen.