Um den Computer anzuschauen, müssen Besucherinnen und Besucher eine Fussmatte passieren, auf der sie beinahe kleben bleiben. Es ist eine Art Leimfalle. Nicht für Fliegen, sondern für Schmutz an den Schuhsohlen. Kein Staubkorn soll in den Reinraum gelangen, in dem der Quantenrechner steht. Falls sich doch noch ein Staubkorn in den Raum verirrt haben sollte, sorgt Überdruck im Innern des Quantencomputers dafür, dass das Korn sofort wieder herausgepustet wird.
Es ist eine aufwendige Infrastruktur für einen optisch unspektakulären Rechner, der gar nicht so revolutionär ist, wie man meinen könnte, erklärt Quantum-Geschäftsführer Damir Bogdan.
Es gäbe nämlich Quantencomputer bereits bei der ETH, Universitäten und dem Paul Scherrer Institut. Diese würden aber in erster Linie für Forschungszwecke eingesetzt. Der Basler Quantenrechner hingegen stehe der Industrie zur Verfügung.
Kombinatorische Aufgaben als Parade-Disziplin
Den ersten kommerziellen Quantencomputer der Schweiz können zum Beispiel Pharmaunternehmen nutzen, um in Simulationen schneller ein Medikament zu entwickeln. Bei solchen Optimierungen ist die Technologie stark. Und auch bei logistischen Herausforderungen können Quantencomputer punkten, gerade in der vorweihnachtlichen Paketflut, erklärt Damir Bogdan.
Ein Kunde von Quantum Basel beispielsweise sei Hermes, eine grosse Logistikfirma aus Hamburg. In einem Projekt versuche man, die «letzte Meile» für Pakete zu optimieren, also bis zu 4000 Lastwagen in ganz Europa intelligent in die Städte zu leiten, sodass die Pakete möglichst schnell zu den Kunden kommen.
Solche kombinatorischen Aufgaben kann ein Quantencomputer sehr schnell lösen, weil er viele Probleme parallel verarbeiten kann. Dazu benötigte er bis zu 1000-mal weniger Energie als herkömmliche Supercomputer. Deren Verbrauch liege im Megawatt-Bereich. «Unser Rechner hingegen verbraucht zwischen 26 Kilowatt», erklärt Damir Bogdan. Also in etwa der Verbrauch eines Elektroautos.
Mehr Leistung bei geringerem Stromverbrauch
Wie funktioniert das? Man müsse es nicht verstehen, beruhigt Damir Bogdan: «Diejenigen, die sagen, sie haben es verstanden, haben sich in dem Moment selbst bewiesen, dass sie es nicht verstanden haben.»
So stellt sich vor Ort eine Mischung aus Ehrfurcht und Ratlosigkeit ein, wenn man vor der grossen schwarzen Quantencomputer-Kiste steht. Ähnlich haben sich wohl auch die ersten Besucherinnen und Besucher gefühlt in den 1950er Jahren, als sie vor einem der neuartigen Grossrechner standen, in einem der noch raren Rechenzentren der Schweiz. Diese wurden gebaut, damit Firmen Rechenzeit kaufen konnten, um Aufgaben zu optimieren. Heutige Quantencomputer sind in ihrer Entwicklung also in etwa dort, wo die ersten grossen Computer waren, vor etwa 70 Jahren. Und genau wie damals spürt man, dass die Technologie zwar am Anfang ist, sich daraus aber ganz Grosses entwickeln könnte.