Elisa Torres begeistert sich für Computer. Jedoch nicht für Desktops, Laptops oder Handys, sondern für solche, die unvorstellbar schnell rechnen, im Moment noch in 3 Meter hohen Zylindern stecken und auf minus 273 Grad Celsius heruntergekühlt werden müssen, um korrekt zu funktionieren: sogenannte Quantencomputer.
«Viele Menschenleben retten»
Die Chilenin, die fliessend Englisch spricht und gerade wacker Deutsch lernt, gibt sich nicht mit dem Programmieren von Apps und Spielen zufrieden. Sie möchte zur nächsten Generation der Quanteninformatikerinnen gehören. Denn in der noch neuen Disziplin stecke ein riesiges Potenzial: «Ich interessiere mich sehr für Medizin. Gerade in der Diagnose von Krankheiten und der Entwicklung von Medikamenten können die enormen Rechenleistungen künftig helfen, viele Menschenleben zu retten.» Aber die enorme Rechen-Power verspreche auch grosse Entdeckungen in vielen anderen Bereichen.
An den Cyber Securitiy Days in Bern erzählt sie, wie sie während der Pandemie online einen Kurs über Quantencomputer gefunden hat. Der heute 18-Jährigen, die sich neben den Naturwissenschaften immer schon für Kunst, Theater und Sprachen interessiert hat, tat sich eine neue Welt auf. Vor allem, das Interdisziplinäre habe sie fasziniert. «Ich habe viel über Physik, Technologie, andere Wissenschaftsbereiche, aber auch Kartenspiele gelernt.»
Seither hat sie das Thema nicht mehr losgelassen. Mit nur 16 Jahren hat sie mit Kolleginnen die Organisation «Girls in Quantum» gegründet. Das Ziel der Organisation ist es, viele weitere junge Frauen weltweit für Quanteninformatik zu begeistern.
Zudem geht die Organisation Partnerschaften mit Unternehmen und Forschungsstätten ein, um Lernstoff zu erarbeiten sowie Praktikumsplätze zu finden. Ausserdem wollen sie Sprach- und Kulturbarrieren verkleinern, um gerade auch Mädchen in Gegenden zu erreichen, die sich heute noch nicht vorstellen können, dereinst überhaupt studieren zu können.
Noch sind Quantencomputer in einem experimentellen Stadium. Es gibt erst wenige solcher Geräte, alles Prototypen, und jede Stunde, in der man die Geräte rechnen lässt, kostet Tausende Franken. Die Technologie dahinter ist noch so neu, dass Elisa sie immer wieder erklären muss. «Die 'Bits' in herkömmlichen Computern rechnen mit Einsen und Nullen. Sie können jeweils nur entweder eine Eins oder eine Null repräsentieren. Die 'Qubits' in Quantencomputern können mehrere Dinge gleichzeitig sein. Das macht sie unglaublich viel schneller und effizienter.» Berechnungen, für welche die besten heutigen Computer Jahrzehnte brauchen, kann ein Quantencomputer in Sekunden erledigen.
Gerade das macht ihr besonders Spass: ihr Wissen weiterzugeben. Sie tourt neben ihrer eigenen Ausbildung durch die Welt, hält Vorträge und unterrichtet an Schulen. Und sie versucht ihr weltweites Netz von jungen Menschen, die sich für Naturwissenschaften interessieren, zu vergrössern.
Sie hat noch keine Vorstellung davon, wann die experimentelle Technologie wirklich breite Anwendungsfelder finden wird oder wann vielleicht jeder von uns einen Quantencomputer in der Tasche hat wie heute das Handy. «Aber wenn wir sehen, wie schnell die Entwicklung im Moment bei der künstlichen Intelligenz vorwärtsgeht, dann lohnt es sich, wenn junge Menschen wie ich jetzt damit anfangen, sich für die Technologie zu interessieren.»