Zugegeben, die gewaltigsten Bauwerke stehen auf anderen Kontinenten. Doch die wechselvolle Topographie der Schweiz hat eine Vielzahl Brücken aller Art erzwungen – darunter viele Perlen der Baukunst. Eine Auswahl in Bildern.
Die Schweiz ist klein, und so sind ihre Brücken. Auf der Rangliste der höchsten Brücken in aller Welt findet sich der Schweizer Rekordhalter, die Niouc-Fussgängerbrücke im Wallis (190 Meter), erst auf Platz 49 – hinter mehr als 30 gewaltigen Bauwerken in China, allen voran der Siduhe-Brücke.
Auch in der Waagerechten hält Peking den Rekord. Die «Grosse Brücke Danyang–Kunshan» auf der Schnellstrecke von der Haupststadt nach Shanghai ist knapp 165 Kilometer lang.
Mehr als 8000 Brücken für die Bahn
Und in der Schweiz? Das Viaduc d’Yverdon zieht sich bescheidene 3155 Meter übers Land, und das Lehnenviadukt Beckenried, errichtet bis zum Jahr 1980, reicht über 3147 Meter bis zum Nordportal des Seelisbergtunnels hoch über dem Vierwaldstättersee.
Und doch hat die lebhafte Topographie aus der Schweiz ein Brückenland gemacht. Laut dem Bundesamt für Strassen sind allein im Nationalstrassennetz, also einem kleinen Teil aller Strassen, rund 3000 Brücken eingebaut. Und das Schweizer Schienennetz mit mehr als 8200 Brücken ist auch ein Archiv der Baugeschichte.
Kunstvolle Bauten in Stahl und Beton
Selbst architektonische Antiquitäten wie die Rheinbrücke bei Koblenz, die im August 1859 fertiggestellt war, sind im Dienst: eine der wenige Gitterbrücken (siehe Bildergalerie), die man in Europa noch bestaunen kann. Nicht mehr sichtbar, aber doch vorhanden, sind die eleganten stählernen Fachwerkstützen des Grandfrey-Viadukt, errichtet ab 1858.
Heute stecken sie in den Stützen der neueren Brücke, die Mitte der Zwanzigerjahre entstand – mit konstruktiver Hilfe des Schweizer Betonbau-Pioners Robert Maillart. Er entwarf auch die Salginatobelbrücke in Graubünden: eine mustergültige Stahlbeton-Konstruktion von 1930, die 1991 von der American Society of Civil Engineers mit dem begehrten Titel «World Monument» ausgezeichnet wurde.
Ingenieurkunst in der Landschaft
Ob Stampf-, Stahl- oder Spannbeton: Der Werkstoff, der im vergangenen Jahrhundert seinen Siegeszug begann, prägte die Brückenlandschaft nachhaltig. Der Langwies-Viadukt beispielsweise, anno 1914 in Betrieb genommen, galt seinerzeit als Schweizer Pioniertat.
Was heute wie ein Museumsstück und Vorbild eleganter Statik wirkt, war damals die erste betonierte Eisenbahn-Brücke dieser Grösse weltweit – nicht aus Ehrgeiz, sondern schlichtem Pragmatismus. In der Umgebung waren gute Mauersteine rar, doch was es für Beton braucht, gab es im Überfluss: Kies, Geröll und Sand.
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