Es locken kosmische Bodenschätze: Auf bestimmten Himmelskörpern wie Asteroiden gibt es grosse Mengen an Edelmetallen und seltenen Erden.
«Solche Stoffe in unserem Sonnensystem abzubauen, könnte sich dereinst wirtschaftlich lohnen», sagt der Astronom Aaron Boley von der University of British Columbia in Kanada.
Mond als Rohstofflager
Die amerikanische Raumfahrtbehörde Nasa will bis 2024 wieder Astronauten zum Mond schicken. Diesmal sollen sie länger bleiben. Der Mond soll als Basislager und zur Vorbereitung der Reise auf dem Mars dienen.
Dazu braucht es lokales Baumaterial, um strahlensichere Unterkünfte zu bauen. Und es braucht viel Treibstoff. Beides liesse sich vor Ort gewinnen: Backsteine könnte man aus Mondgestein herstellen, Sauer- und Wasserstoff liessen sich wohl aus dem Eis gewinnen, das in schattigen Mondkratern vermutet wird.
«Solange man das richtig macht, kann es nützlich und wissenschaftlich interessant sein», sagt Boley. «Aber beim Rohstoffabbau im All drohen auch ernsthafte Gefahren».
Umweltverschmutzung im All
Es beginnt mit dem Mondstaub, der aufgewirbelt würde. Er könnte für die Astronauten hinderlich werden. Vor allem aber könnte der Mensch den Mond unwiderruflich verändern, bevor er ihn wissenschaftlich richtig erforscht hat.
«Findet man Eis auf dem Mond, muss es unbedingt zuerst wissenschaftlich analysiert werden», sagt Boley. Es könnte unter anderem Aufschluss darüber geben, wie Wasser auf die Erde gelangt ist.
Auf Asteroiden können Trümmerfelder entstehen
Auch auf Asteroiden drohen beim Abbau von Rohstoffen Gefahren. Es könnten sich kleine Teile der Asteroiden lösen, weil diese Himmelskörper nur eine sehr schwache Anziehungskraft haben. Das ist bei wissenschaftlichen Experimenten mit Sonden bereits geschehen.
Diese kleinen Teile, die dann als Trümmerfeld durchs Weltall schiessen, bilden für Satelliten eine ernsthafte Kollisionsgefahr.
Zwei Staaten preschen vor
Es gehe deshalb nicht an, dass Staaten wie die USA und Luxemburg nun einfach nationale Regelungen für den Bergbau im All erlassen, sagt Boley. Er hat im Wissenschaftsmagazin Science zusammen mit dem Politologen Michel Byers einen Artikel zum Thema geschrieben.
«Den Bergbau im Weltraum muss man mit einem multilateralen Vertrag regeln», sagt Boley, «sonst gewinnen die kurzfristigen, wirtschaftlichen Interessen die Oberhand».
Unklare Rechtslage
Es gibt zwar den Weltraumvertrag aus dem Jahr 1967, mit dem sich mehr als 100 Staaten verpflichten, sich keine Himmelkörper anzueignen. Der Bergbau ist in diesem Vertrag aber nicht geregelt.
Zudem gilt im freien Weltraum, wie auf hoher See, das Prinzip der freien Nutzung. So könne man sich trefflich streiten, sagt die Weltraumrecht-Expertin Irmgard Marboe: «Gilt jetzt das Aneignungsverbot oder das Gebot der freien Nutzung?»
«Staaten müssen jetzt protestieren»
Im April hat US-Präsident Donald Trump ein Dekret unterschrieben, damit sich andere Staaten bilateral in Sachen Bergbau im All dem amerikanischen Recht anschliessen können.
Das hat einigen Staub aufgewirbelt, sagt Marboe, die an der Universität Wien als Professorin für Völkerrecht lehrt: «Wenn andere Staaten verhindern wollen, dass ein Eigentumsrecht an den Ressourcen der Himmelskörper entsteht, müssen sie jetzt protestieren.»
Marboe zeigt sich zuversichtlich, dass die internationale Diskussion wegen des amerikanischen Vorpreschens in Gang kommt. Jetzt international gültige Regeln für den Bergbau im All festzulegen, scheint das Gebot der Stunde.